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  • marasek

mehr als 1000 Beiträge seit 16.11.2001

Falsche Dichotomie, keine Belege

Die Position des Autors kann man zusammenfassen mit "Nationalismus unterlegen, Internationalismus ist überlegen". Er führt auch jede Menge Beispiele für schlechte Entwicklungen auf der nationalistischen Seite. Gleichzeitig gibt er keine Beispiele für eine positive Wirkung des Nationalismus; beispielsweise ist der Aufstieg Südkoreas zu einer Wirtschaftsmacht einer nationalistischen Politik zu verdanken. Andere Staaten haben sich letztlich ähnlich aus dem Sumpf gezogen. Die Dominanz Taiwans auf dem Chipmarkt dank TSMC kommt sicher auch nicht daher, dass da der IMF seine "segensreichen" Rezepte verkauft hat.

Umgekehrt ist Internationalismus automatisch überlegen, der Autor unterschlägt dabei aber, dass internationale Gremien auch immer nur die Summe ihrer Einzelteile, lies: Nationalstaaten sind. Wenn man sich anschaut, was die EU so fabriziert, ist das nicht unbedingt immer überlegen - derzeit hat die Kommission ja wohl Mitgliedsstaaten geraten, sich eine Terrorgefahr aus den Fingern zu saugen, um die Speicherung von Fluggastdaten umzusetzen.
Außerdem sind internationale Gremien noch intransparenter und beteiligungsferner als es die meisten Staaten ohnehin schon sind; dies eröffnet natürlich wundervolle Möglichkeiten dafür, dass sich "Interessen" an die internationalen Gremien ranwanzen, um die Politik weltweit in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Weiterhin hat die Vergangenheit gezeigt, dass internationale Gremien nicht unbedingt besser agieren - den Umgang mit der Pandemie hat die WHO total vergeigt. Hier hat sich der Nationalismus letztlich bewährt, weil die Staaten unterschiedlich auf die Pandemie reagiert haben und man sieht, wer vorbildlich und wer mangelhaft reagiert hat. Das ist nämlich ein weiteres Problem des Internationalismus: alles wird konformer, die Diversität - die unterschiedliche Problemlösungen hervorbringen kann - geht verloren.

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