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  • Twister2009

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Re: @ Hartwig Bögeholz: „Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten."

Sandra Burger schrieb am 11. Februar 2011 05:48

> Sehr geehrter Herr Bögeholz,

> es ist ausgesprochen ärgerlich, dass Sie das Thema "sozio-kulturelles
> Existenzminimum" (SKEM = "Hartz IV") als (ZITAT; vorletzter Satz
> Ihres Kommentars) "Nebenschauplatz" einstufen.

Im Artikel steht auch, dass das Gericht leichte Verbesserungen
zugesprochen hat. Mal abgesehen von dem Sonderbedarf ist das so nicht
richtig, das Gericht hat vornehmlich die Berechnungs_methode_ gerügt,
nicht aber die Höhe der Leistung.

Mir fehlt da also auch der Punkt, welche Verbesserungen (außer dem
Sonderbedarf) denn das Gericht wem zugesprochen hat.

Davon abgesehen stimme ich dir zu - das soziokulturelle
Existenzminimum als Nebenschauplatz anzusehen ist schon eine
ziemliche Verkennung der Problematik.

herr Börgeholz hat dabei auch außen vor gelassen, dass Kompromisse
möglich gewesen wären, wenn die beiden Hauptprotagonisten, Vaudel und
Frau Schesweig, nicht ihre persönlichen Steckenpferde geritten
hätten, denn die neuen ALG Ii-Regelungen wären ohne Bildungspaket
(wobei hier sowieso munter zwischen Bildung, Freizeit und Nahrung
hin- und hergehopst wird) und Mindestlohn möglich gewesen, nur wollte
sich jeder profilieren und das ging schief.

Zweimal schreibt Herr Börgeholz ferner, dass die Politik so getan
hätte als ginge es um den Fortbestand der Gesellschaft. Das ist imho
gleich zweimal falsch - die Politik hat eben so getan als wäre ALG II
eben kein Aspekt des Fortbestandes der Gesellschaft, als ginge es nur
darum, dem Arbeitslosen mal eben weniger Kippen zu genehmigen, statt
um die Frage, wie hoch ein fair und transparent ermitteltes
soziokulturelles Existenzminimum sein müsste und inwiefern dann z.B.
Sanktionen überhaupt verfassungsgemäß sein könnten.
Dabei geht es eben auch um eine Kernfrage der Gesellschaft, die auch
die Gesellschaft zusammenhält - wie geht man mit Menschen um, die vom
rein ökonomischen Standpunkt her nicht genug "Leistung" bringen, auf
dass es sich rechnet? 

Ich fand den Artikel etwas enttäuschend.

Und noch etwas muss ich anmerken:
Wo bleibt der Aufschrei der Medien, heißt es im Artikel. Das ist auch
so eine amüsante Sache an dem Ganzen: Schreibt man dann wütend, wie
man das sieht, heißt es, man sei Journalist und müsse neutral
schreiben. Schreibt man neutral, heißt es, es wäre die eigene
Aufgabe, in solchen Fällen eben auch wütend zu sein und die
Missstände nicht etwa zu benennen sondern anzuprangern. Macht man
dies, kommt der nächste und sagt, man hätte kein Gegenkonzept.
Nach und nach wird von Journalisten oder Schreiberlingen erwartet,
dass sie nicht nur einen NPOV haben, sondern außerdem auch, wenn sie
schon Kritik üben, die Toplösung im Säckel haben, sonst sollten sie
doch schweigen. DAs funktioniert so aber nicht.

Und letztendlich:
nein, ich finde nicht, dass man die Schuldzuweisungen ignorieren
sollte. Im Gegenteil - gerade auch als Dokumentationen der
Situationen, für die Nachwelt, für Informationen kurz vor der
näcshten Wahl usw. usf. ist es wichtig, solche Dinge zu
dokumentieren, zu kommentieren. Wenn all dies, was uns dumm,
unwichtig, nicht erscheint, nicht mehr dokumentiert bzw. ignoriert
wird, dann stehen diejenigen, die sich zur nächsten Wahl stellen, gut
da.

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