Pnyx (1) schrieb am 22.05.2021 00:37:
Da ist nichts fatalistisch und erst recht nicht hyperbolisch. MMT ist die adhoc nachgeschobene Theorie für eine nunmehr über zehnjährige Praxis. Gegenwärtig ist das u.s.-Staatsdefizit in BIP zweistellig.
Ich hab mich inzwischen ein bisschen schlauer gemacht. MMT scheint ziemlich nun alles andere als mainstream zu sein, und ich finde auch kein Statement von Zentralbanken, das "zugibt" der MMT zu folgen. Was nicht all zu viel zu bedeuten hat, denn wie Sie richtig sagen, handeln sie de facto "als ob".
Und zu Ihrer 4. Möglichkeit; nein, so werden die Zentralbanken eben nicht reagieren, weil sie schlicht nicht können ohne einen sofortigen Crash auszulösen. In Europa sind z. B. 13 Prozent der Unternehmungen so überschuldet, dass es sie beim leichtesten Anstieg der Zinsen aus den Pantinen kippt. Die Börsen haben schon Schüttelfrost, wenn nur leicht angedeutet wird, eventuell, also vielleicht, unter Umständen... Definitiv; Zinsen erhöhen führt zu dem, was die Zentralbanken mit dem ganzen Zirkus seit einem Jahrzehnt zu vermeiden suchen. Die Fed hatte es ja versucht, hats dann schnell wieder aufgegeben, den ganzen Plan wieder eingestampft. Jetzt, nach Corona, ist alles noch viel schlimmer.
Nun, also die EZB wird in erhebliche Erklärungsnot geraten, wenn sie ihrer Aufgabe Nr. 1, der Preisnivaustabilität, nicht nachkommt. Da wird's dann richtig Ärger mit dem BVerfG geben.
Aber sehen wir's realistisch: bei der Entscheidung Schuldenkrise/Pleitewelle vs. Inflation werden sich die Regierungen selbstverständlich für Inflation entscheiden. Vor allem, weil damit die Staatsschulden noch billiger werden. Und ein politisch kompetenter EZB-Chef wird dann die Begründung liefern. Ein politisch inkompetenter wird gefeuert.
Es wird spannend. Und besonders spannend wird, ob denn die "Richtigen" die Zeche werden zahlen müssen. In der Vergangenheit war Inflation besonders schlecht für die Armen, und ich befürchte, dass das heute noch gilt.