Rob 1 schrieb am 22.05.2021 10:33:
Die entscheidende Frage ist allerdings, warum ein Staat, der über eine Zentralbank verfügt, diese Investitionen über Schulden am Sekundärmarkt finanzieren sollte.
Weil der direkte Zugang zum Geld durch den Staat die Spielregeln zum Nachteil aller verändern würde.
Ganz vereinfacht: stell Dir vor, ein Spieler in Monopoly hat nicht nur die Bank, sondern kann auch seine Hauskäufe und Mietzahlungen durch einen einfachen Griff in die Bank finanzieren (und noch zusätzlich eigenes Geld drucken). Würdest Du da mitspielen wollen?
Wobei: eine Regel, die sagt, dass Investitionen und keynesianische Konjunkturmassnahmen (wie zum Beispiel die Corona-Bazooka) durch die Zentralbank und nicht über den Sekundärmarkt finanziert wird, kann ich mir durchaus vorstellen, solange die Regel nicht die eigentliche Aufgabe der ZB (Geldwertstabilität) hintertreibt.
Die Bilanzsumme der ZB ist auch egal, solange dem entsprechende Investitionen (Werte) ggü. stehen.
Richtig.
Der stetige Verweis auf die Hyperinflation 1922/23 ist quatsch, weil es Heute weder einen Versailler Vertrag mit fixen Reparationszahlungen, noch eine Produktionsbeschränkung durch die Siegermächte wie damals gibt, welche die Erfüllung der Forderungen unmöglich machte.
Nicht nur Hyperinflation ist schädlich, sondern Inflation ist schon weit früher schädlich, weil sie meistens die Leute mit geringem Einkommen am stärksten trifft.
Nullinflation und Deflation sind allerdings auch schädlich.
Aber ich gebe Dir recht, die Hyperinflation ist ein spezifisch deutsches Trauma, dass die Angst vor Inflation nahezu zur Paranoia hat werden lassen. Kein guter Ratgeber.
Was nicht heisst, dass es nicht auch in anderen Ländern Hyperinflation gegeben hat, mit genau so negativen Auswirkungen. Siehe Lateinamerika in den 70er und 80er-Jahren. Siehe auch aktuell Venezuela, wo jeder Bürger Multimillionär ist, und trotzdem alle arm.