Rob 1 schrieb am 22.05.2021 15:38:
Die gerne erzählte Mär, dass Private alles besser können als der Staat, ist Unfug, denn die Interessen des Kapitals sind niemals deckungsgleich mit den Interessen derer, die es durch durch Arbeit mit Wert füllen müssen.
Vielleicht erinnerst Du Dich, dass wir ähnliche Diskussionen schon geführt haben. Meine Position ist eben nicht, dass privat immer besser ist als Staat.
Irgendjemand hat mal gesagt, dass die Aufgabe des Staates nicht sein sollte, dass er alles tut, was er kann, sondern sich darauf konzentrieren sollte, das so gut wie möglich zu tun, was nur er kann.
Was die unterschiedliche Interessenlage betrifft: ja, die gibt es. Die besteht aber nahezu überall wo Du hinguckst. Zwischen Staat und Steuerzahler, zwischen Mann und Frau, zwischen Rentnern und Arbeitern, zwischen Käufer und Verkäufer.
Interessanter als der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit sind die Synergien zwischen Kapital und Arbeit.
Mit Kapital und Arbeit kann man mehr produzieren, als mit Arbeit allein. Also ist es sinnvoll, dass Kapital eingesetzt wird. Und tendenziell gilt: je mehr (produktives) Kapital eingesetzt wird, desto reicher ist eine Gesellschaft, desto höher sind die Löhne die gezahlt werden können, desto mehr kann auch für Umverteilung und Umweltschutz ausgegeben werden.
Meine Hierarchie der Fragestellungen wäre also:
1) Wie stellt man sicher, dass genug Kapital entsteht?
2) Wie findet man die produktivste Einsatzmöglichkeit für dieses Kapital?
3) Wie verteilt man die Produktivitätsgewinne gerecht und mit sowenig Zwang wie möglich auf die unterschiedlichen Interessenten (Arbeiter, Kapitalisten, Verbraucher*, Umwelt)?
*Verbraucher sind sowohl Arbeiter und Kapitalisten, aber auch diejenigen, die nicht arbeiten (Kinder, Rentner, Kranke, Arbeitslose)