Beaker schrieb am 08.11.2023 07:07:
/Rak schrieb am 08.11.2023 00:59:
Und eine einfache Lösung des Ideologiekonfliktes ist da auch nicht in Sicht.
Das Problem liegt darin, dass der zugrunde liegende Konflikt nicht um Ideologie oder Religion geht. Es geht um Land, Wohnraum, Wasser und (landwirtschaftlich) nutzbaren Boden. Für beide Seiten. Schon immer. Die Ideologie wurde nur als Maske rübergestülpt, wie bei fast allen Konflikten in der Geschichte des Homo Sapiens Sapiens.
Und die, die nur die Ideologie sehen, haben eigentlich nichts zu sagen, denn sie sind offensichtlich von den wahren Konfliktursachen nicht betroffen.
So einfach ist das nicht. Die Menschen könnten dort nämlich auch einfach friedlich gemeinsam zusammen leben. Funktioniert(e) ja auch in mehreren israelisch-palästinensichen Projekten hervorragend, da haben jüdische Israelis, arabische Israelis und Palästinenser (die ursprünglich aus dem Westjordanland oder dem Gaza-Streifen kamen) gemeinsam im Kibbuz oder ähnlichen Projekten zusammen gelebt.
Nur wurden und werden sie sie eben ganz massiv angefeindet, von allen Seiten. Und gelten in Israel durchaus als "Vaterlandsverräter", genau wie sie von den radikalen, streng muslimischen Palästinensern massiv angefeindet werden - und sie müssen sich nicht nur potentiell gegen Übergriffe/Angriffe durch die Hamas verteidigen - sondern werden auch durchaus von militanten, jüdischen Siedlern mit dem Tod bedroht.
Allerdings wird die Friedensbewegung in Israel vor allem von Linken und Liberalen getragen, die derzeit politisch nicht viel zu sagen haben, da nur kleine Opposition in der Knesset. Wobei die linken/liberalen Parteien derzeit gern auch medial gern mal unter den Teppich gekehrt werden, und natürlich die Friedensbewegungen und Versöhnungsbewegungen erst recht. Was auch mit daran liegt, das die derzeitige rechtsradikale bis rechtsextremistische Regierung unter Likud in Israel (die ja von Ultraorthodoxen von Schas und VTJ und den Rechtsradikalen von Otzma usw. unterstützt wird) ganz aktiv gegen die Friedensbewegung/Versöhnungsbewegung vor geht. Etwa in dem Gruppen wie Im Tirzu (rechtsextremistische/faschistische NGO, die aktiv gegen "Vaterlandsverräter" arbeitet) ganz direkt unterstützt werden. Aber auch indem z.B. Angriffe von Siedlern auf die Projekte der Friedensbewegung/Versöhnungsbewegung gern mal gar nicht groß von der Polizei untersucht werden, wenn es nicht gerade Schwerstverletzte und Tote gibt.
Da ist also schon sehr viel Völkisches, sehr viel Ideologie und Religion im Spiel. Und es geht nicht nur um Lebensraum und Wasser - sondern um Lebensraum und Wasser für "das eigene Volk" - während man "dem Feindvolk" möglichst nichts geben möchte. Und nicht wenige rechtsextreme und ultraorthodoxe in Israel würden gerne die Palästinensergebiete "befreit und jüdisch" sehen und hätten gerne die Al Aqsa Moschee und den Felsendom abgerissen, damit wieder ein jüdischer Tempel dort oben errichtet werden kann. Während die radikalen Palästinenser wieder "ihr Land" zurück haben wollen, aus dem ihre Vorfahren vor rund 80 Jahren vertrieben wurden - und nicht wenige radikale Palästinenser wollen auch einen islamischen Staat und Jerusalem als islamische, heilige Stadt und als Ganzes als Hauptstadt von Palästina.
Und wenn du hier von "Beiden Seiten" sprichst, die sich lediglich um Wasser und Lebensraum streiten, dann steckst du leider auch in genau so einer völkisch heterogenen Denkweise, die mit die Hauptursache für diesen alten Konflikt ist.
Das sind nämlich zuerst mal Menschen- und dann Muslime oder Juden - und dann erst Israelis und Palästinenser, wobei sie für letzteres aber nichts können, da ist es reiner Zufall auf welcher Seite der Mauer sie geboren wurden.