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Avatar von Pnyx (1)
  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

zu spät

Gut gemeinter Text, der aber wohl auf äusserst wenig Verständnis trifft.

Dass diese Autoren sich Illusionen über die Praktizierbarkeit solcher Bilanzen innerhalb der kapitalistischen Ökonomie machen, mindert nicht zwangsläufig den Wert ihrer Konzepte für das Nachdenken über eine nachkapitalistische Gesellschaft.

Das muss man ein wenig konkretisieren. Alternative gesamtökonomische Buchhaltung ist schon oft versucht worden. Damit war z. B. Stiglitz zugange. Aber auch seine Bemühung ist sang- und klanglos untergegangen, an den Klippen des real existierenden Kapitalismus zerschellt. Der Versuch, Chimären aus quantitativen und qualitativen Elementen zusammenzubasteln und anschliessend in reformerischer Absicht real anzuwenden, klappt nicht, ist naiv, weil die Interessenlage der vom Bestehenden Profitierenden nicht berücksichtigt wird. Und noch wichtiger, weil das westlichen Händlerhirnen entsprungene ökonomische Konzept eben gerade deshalb so fulminant erfolgreich ist - wie ein Blitz, alles überwältigend, aber mit sehr kurzer Lebensdauer -, weil alles Qualitative ausgemerzt wurde. Gerade das Abesehen von allem Inkommensurablen führt zum wortwörtlich durchschlagenden, aber eben ephemeren Effekt.

Reformversuche sind also, wie Creydt etwas verklausuliert richtig bemerkt, zum Scheitern verurteilt. Schon gar die von ihm rezipierten, die sich nur sehr zögerlich von der kapitalistischen Ökonomik, ihrem quantitativen Paradigma abwenden, dem, beiläufig erwähnt, auch die realsozialistischen Systeme uneingeschränkt huldigten, die nur die handelnden Subjekte austauschten.

In der heutigen Situation kann es nicht um die Entwicklung nachkapitalistischer Wirtschaftsweisen gehen, sondern darum, zu verhindern, dass die kapitalistische Endkatastrophe die eigentlichen menschlichen Lebensgrundlagen nachhaltig zerstört und ein Nachfolgesystem obsolet macht.

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