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mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.2007

Für Putin war das ein GAU

natürlich kann man nun wild darüber spekulieren, ob das ein Trick, eine List oder eine Finte war, allerdings hat diese wagner-situation nicht nur putins macht geschwächt, sondern eklatante schwachstellen des russischen militärs offenbart:

- offensichtlich verläuft der nachschub der frontsoldaten eher suboptimal: es mangelt anscheinend an adäquater versorgung mit nahrungsmitteln und munition, was sich massiv negativ auf die moral der truppen auswirken könnte.

- russlands armee verliert einen signifikanten teil der soldaten, die bereitwillig an vorderster front gekämpft haben und ob kadyrow mit seinen tschetschenischen truppen diese lücke auffüllen kann, das steht in den sternen.

- egal welche truppenverbände die wagnertruppen nun ersetzen werden: diese soldaten treffen nun auf eine exzellent ausgerüstete ukrainische armee und haben den überraschungsmoment keineswegs mehr auf ihrer seite, im gegenteil sogar.

- angeblich wurden beim vormarsch der wagnertruppen mehrere russische kampfhubschrauber und sogar ein kampfjet von prigoschins soldaten abgeschossen und deswegen halte ich die lage keineswegs für ein fake, nur um ein paar tausend kampferprobte soldaten nach belarus zu verlegen. das hätte nämlich auch heimlich (bzw inoffiziell) stattfinden können.

- das tischtuch zwischen putin und prigoschin ist definitiv zerschnitten: spätestens als putin ihn einen "verräter" nannte, war alles klar.

- vermutlich handelte es sich bei dieen abgeschossenen luftstreitkräften um einheiten von schoigu und vermutlich waren das exakt die einheiten, die kurz zuvor die feldlager prigoschins hinterrücks attackiert haben.

- dieser schoigu war höchstwahrscheinlich noch nie an der front, höchstens mal für PR aktionen in seinem interesse. prigoschin hingegen ist ein sogenanntes "kampfschwein", der einst 100% loyal gewesen ist, aber inzwischen gemerkt hat, welchen kremlmonstern er in wahrheit diente. das werden zahlreiche andere russischen truppenverbände sicherlich zur kenntnis nehmen und dementsprechend reagieren.

- lukaschenko ist definitiv der gewinner dieser neuen lage, denn ihm öffnen sich dabei sensationelle neue möglichkeiten:

1.) seine popularität ist enorm gestiegen, vermutlich auch seine akzeptanz in der belarussischen bevölkerung.

2.) besonders in russland ist die bevölkerung vermutlich verblüfft, wie er das bewerkstelligen konnte. ob es ausreicht, um der nachfolger putins werden zu können, das liegt nun in seinen händen.

3.) kampferprobte wagnertruppen könnten nun neue jobs als ausbilder der armee im land bekommen und dadurch nicht nur rehabilitiert werden, sondern auch die chance auf ein ganz normales reguläres berufsleben erhalten. zumindest in friedenszeiten.

4.) lukaschenko ist mir bereits vorher schon als gemässigter präsident aufgefallen, zum beispiel als er sich offiziell gegen den einsatz von taktischen atomwaffen russlands ausgesprochen hat.

5.) gegen die stationierung von russischen marschflugkörpern in belarus konnte er nichts machen, ähnlich wie deutschland seinerzeit auch machtlos war, als alliierte hier bei uns im land nuklearwaffen stationierten.

zurück zu putin:

- mit dieser durchaus peinlichen situation hat er sich gleich zwei neue konkurrenten für seinen job geschaffen: lukaschenko und prigoschin.

- angeblich ist prigoschin ein multimilliardär und lukaschenko ist vermutlich auch nicht gerade arm. die beiden könnten sich womöglich die wagnertruppen als privatfinanzierte bodyguards leisten, gegen die kaum ein russischer soldat freiwillig kämpfen würde.

- putin hat mit dieser aktion eine steilvorlage für angrenzende NATO-länder geliefert, die daraufhin ihre aufrüstungsambitionen und verlegung von NATO-truppen an die russischen grenzgebiete plausibel rechtfertigen können.

- litauen erhält beispielsweise 4.000 deutsche soldaten, um ihr land besser beschützen zu können, polen grenzt an belarus an und hat ebenfalls gute gründe, die NATO-landesgrenze besser verteidigen zu können.

- putin wird garantiert zur kenntnis genommen haben, wie die wagnertruppen bereits in russland standing ovations der bevölkerung erhielten. das war keineswegs ein beifall für deren verdienste an der front, sondern galten vielmehr dem mut prigoschins, sich gegen putin und diversen anderen sofagenerälen positioniert zu haben.

- sogar reguläre russische generäle haben sich mit prigoschin gemütlich und entspannt in einem militärhauptquartier getroffen, ohne dass es nennenswerte zwischenfälle gab: man hat gemeinsam eine tasse tee getrunken, friedlich miteinander geredet und die fronten sozusagen geklärt.

selbstverständlich könnte ich noch zahlreiche anderen bemerkenswerte aspekte aufzählen, zum beispiel dass offenbar sogar der russische geheimdienst von dieser lage überrascht war.

aber einfach mal abwarten was passiert und wie es nun weitergehen wird. vieles hängt davon ab, ob lukaschenko es gelingt, die abtrünnigen wagnertruppen im land zu integrieren und wie prigoschin auf die beschlagnahmung seiner vermögenswerte in russland reagiert...

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