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  • Michael Diekmann

mehr als 1000 Beiträge seit 29.11.2005

Re: Noch eine ganz andere Theorie

Die Medien in Russland haben beschlossen, wohl auf Nachfrage im Kreml, dass nicht mehr darüber berichtet werden darf. Halt so eine Art "Neuralisator" und die letzten 48 Stunden sind aus dem Gedächtnis gelöscht. So einfach wird es aber nicht gehen. Wer da als Einwohner schon die bisherigen Rituale gewohnt ist, kann sich denken, dass die Paranoia im Kreml nun einem weiteren Schub bekommen wird. Die Repressionen werden sicherlich noch mal weiter ausgebaut. Vielleicht kommt da jetzt "das gesunde Volksempfinden". Damit konnten die Nazigrößen gegen Ende auch jedes Verhalten als strafbar einstufen, was ihnen irgendwie nicht passte. Auf Seiten der Bevölkerung wird dies wohl nun endgültig dazu führen, sich zu praktisch überhaupt nichts mehr mit eigener Meinung zu äußern. Werner Fink sagte es mal während der Nazizeit auf der Bühne in einer Szene, wo er nach der Zeit gefragt wurde: "Ich darf mich zur Zeit nicht äußern".

Wer kann eigentlich aktuell noch als Person unter 50 Jahren Russland verlassen bzw. wieviele mit gefragten Qualifikationen sind überhaupt noch im Land? Aktuell steckt Russland doch schon so im doppelten Tal, 2. Weltkrieg und Ende der Sowjetunion, da bleibt nicht mehr viel übrig. Dazu die ca. 1 bis 1,5 Mio. die 2022 und 2023 gegangen sind. Die Mischung dürfte doch mittlerweile sehr stark in Richtung "hat Beziehungen zu Behörden und Staatsfirmen" oder "notwendig für die Kriegswirtschaft" sein. Also Leute, die mit einer Einberufung eher nicht zu rechnen haben. Interessant könnte es nach Ende des Kriegs werden. Schon vor dem Krieg war der latente Auswanderungswunsch ziemlich hoch. Russland wird es aber sicherlich nicht hinnehmen, Leute auszubilden und dann 70 oder 80 Prozent der höheren Abschlüsse ziehen zu lassen.

Bei Putin wird die Paranoia sicherlich noch mal weiter steigen. Der hatte ja schon in der Vergangenheit Panik, dass der versehentlich in eine Kugel läuft, einen "Treppensturz" hat oder jemand halt nicht das Fenster geschlossen hat. Das gegenseitige Misstrauen in dem Zirkel dürfte duch die Aktion von Prigoschin noch weiter steigen. Der Austausch an Informationen dürfte da jetzt gegen Null tendieren in der Zukunft. Das dürfte aber tödlich für den gesamten Führungszirkel werden, da sie dann keine Entscheidungen mehr treffen können oder reihenweise die Falschen. Wie schwach Putin und seine noch wenigen verbliebenen Berater die eigene Lage des Präsidenten sehen, zeigt aus meiner Sicht die Entscheidung an Schoigu festzuhalten. Die "Fahrt" auf der M4 hat doch extrem drastisch gezeigt, was für ein Sauhaufen im Kern die Armee ist. Trotzdem darf er weiter machen. Der wird aber jetzt garantiert überhaupt keine schlechten Nachrichten mehr von der "Spezialoperation" an den Zirkel im Kreml liefern. Sowas ist aber, und da speziell in einem Krieg, absolut tödlich und führt in die garantierte Niederlage.

Da die Ukraine sicherlich nicht nach Moskau "fahren" wird dürfte das jetzt in Russland für einige Jahre in absolutes Mikado übergehen. Bloss nichts sagen und anordnen, könnte als Verrat interpretiert werden. Die gegenseitige Überwachung innerhalb der Sicherheitsbehörden in Russland dürfte auch noch mal ausgebaut werden. Damit ja niemand irgendeine Aktion im Inland planen kann.

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