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  • Obergefreiter Dorfl

mehr als 1000 Beiträge seit 13.09.2007

Ich bin verwirrt!

Würde sich in Deutschland ein Bayrisches Bataillon spontan auf den Weg nach Berlin machen, dann würde sich denen auch lange kein Widerstand (z.B. in Form von Sächsischen Truppen) entgegen stellen*. Insofern kann ich verstehen, dass sich die Truppe relativ unbehelligt bewegen konnte. Man hält (nicht einmal im Krieg) Truppen für so einen Fall im Landesinneren parat, noch dazu, wenn man ein Großteil seiner Soldaten an der Front braucht.

Was mich aber verwirrt, ist die Logistik. Panzer und Haubitzen sind keine Straßenfahrzeuge, mit denen man mal spontan einen Ausflug machen kann. Man braucht Treibstoff und Transportfahrzeuge. Wird man unterwegs in Gefechte verwickelt, dann braucht man noch Munitionsnachschub. An letzteren scheint es ja schon lange bei den Wagners zu fehlen, daher ja auch der Unmut Prigoschins. Wären die Wagners bis Moskau gekommen, dann hätten sie spätestens dort massiv Nachschub gebraucht, den ihn die Russen bestimmt nicht gegeben hätten, denn bis dahin hätte man dort genügend loyale Truppen zusammen gezogen.

Das Prigoschin jetzt im Exil ist, bedeutet nicht, dass seine Truppen auch bei ihm sind. Die meisten dürften immer noch irgendwo im Osten der Ukraine im Einsatz sein - jetzt ohne Arbeitgeber. Seine Waffen ist er in jeden Fall los. Ich denke weder, dass Russland ihm sein Inventar hinterher schickt, noch dass man in Weißrussland gerne einige tausend Söldner eines etwas cholerischen Kommandanten unter Waffen haben möchte.

Prigoschin hat alles aufgegeben: Er kann weder in seine Villa zurückkehren, noch in irgendein Land ausreisen, noch dürfte er über Geld verfügen, da jetzt sicher auch seine Russischen Konten eingefroren sind. Damit kann er seine Söldner auch nicht mehr bezahlen.

Sollte es eine Finte sein, um die Ukraine von Weißrussland anzugreifen, dann muss auch die entsprechende Hardware dort sein, wovon die Geheimdienste sicher wüssten. Die wäre auch ohne Wagner eine Bedrohung für die Ukraine, denn die zugehörigen Besatzungen wären schnell eingeflogen.

Egal, ob inszeniert, oder nicht: An Putins Stelle würde ich mir Gedanken über die vielen Wagner zujubelnden Menschen auf den Straßen machen. Das war ein deutliches Stimmungsbild.

*Natürlich hinkt der Vergleich, da es beim aktuellen Status der Bundeswehr nur sehr wenige Fahrzeuge auch nur durch das Kasernentor schaffen würden und man dann keine Munition hätte.

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