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Re: jämmerliche Heuchelei

DJ Holzbank schrieb am 27.06.2023 13:09:

teutolith schrieb am 27.06.2023 12:35:

... Die Message aus Putins Ansprache einerseits und den Sprüchen seiner Propagandaclowns andererseits verstehe ich so ...

Der "Propagandaclown", den Ihr Propagandamedium "Russian Media Monitor" uns hier vorführt, ist der Generalleutnant a.D. und Duma-Abgeordnete Viktor Guruljew.
Ja was glauben Sie denn, wie Generäle der regulären Armee auf einen Söldnerhaufen reagieren, noch dazu, wenn dieser mitten im Krieg russische Innenstädte (Rostow) besetzt und einen Militärkonvoi in die Hauptstadt schickt, um sich angeblich den Verteidigungsminister zu schnappen?

Seine Reaktion scheint russischen Verhältnissen gemäß angemessen zu sein. Er reproduziert gerade zu vorbildlich das Klischee des mordlüsternden Faschisten ("bullet in the forehead"), als den viele die Vertreter der russischen Politikerkaste sehen.

Die Frage ist doch vielmehr, was Putin bewogen hat, seinen eigenen Ankündigungen vom Samstagmorgen nicht Taten folgen zu lassen? Das kann doch nur ein Ausdruck von Schwäche sein. Sollte Progoschin nachträchlich noch eines plötzlichen Todes sterben, hätte Putin sogar doppelt verloren, denn dann wüsste jeder, was sein Wort (und das seiner Vasallen) im Zweifel zählt.

Führen Sie doch mal unter Bundeswehrgenerälen eine Umfrage durch, wie in einem vergleichbaren Fall in Deutschland, in dem täglich in irgendeinem Artikel das "Gewaltmonopol" beschworen wird, mit bewaffneten Meuterern umzugehen wäre.

Ich weiß nicht, wieviele Bundeswehroffiziere Sie kennen. Ich kenne einige und darunter niemanden, der nicht mit beiden Füßen auf dem Boden des deutschen Rechtsstaat steht und ganz sicher in einem solchen Fall keinen Mordphantasien fröhnt. Anders ist es beim "Generalleutnant a.D. und Duma-Abgeordneten" Viktor Guruljew, der offenbar auf den Rechtsstaat scheiXXt.

Die Tatsache, dass die Meuterer (bisher) straffrei ausgehen hat alle russischen Kommentatoren überrascht, deren Stellungsnahmen ich am Wochenende gelesen habe. Und zwar von links (Kagarlitzki) bis rechts (Strelkow).

Insbesondere diese wissen um den tatsächlichen Stand des Kriegs und überbieten sich (wie auch viele Politiker) gegenseitig mit noch drastischeren Forderungen, um nur nicht in Gefahr zu laufen, als Feiglinge oder gar Verräter dazustehen. Dieses vermeindliche Zeigen von Stärke ist in Wahrheit bittere Schwäche.

Nur die "Propagandaclowns" sprachen sofort von einer "weisen Entscheidung", schließlich hatte die Regierung sie verkündet.

Natürlich ist das eine Propagandasendung mit lauter Clowns (allen voran Wladimir Solowjow). Schließlich wird der Bums komplett vom Kreml organisiert und bezahlt.

Was ist aber am Wochenende - auch dank Prigoschins offenherziger Ansprache vom Donnerstag - gelernt habe ist, dass die mafiösen Fraktionen (u.a. die Armeeführung, aber auch Prigoschin selbst) in Russland machtvoller und offener agieren als zuvor. Auch dann, wenn ihr Treiben den Präsidenten schwächt und öffentlich sein handeln bestimmt.

Wenn Sie die Russen dämonisieren wollen sollten Sie vielleicht darauf achten, was sich dafür eignet.

Keine Ahnung, für wie abgebrüht Du Dich hältst, aber die TV-Show von Wladimir Solowjow eignet sich hervorragend, um zu belegen, wie verrottet die staatlich legitimierte gesellschaftliche Diskussion inzwischen ist. Man stelle sich vor, hierzulande (oder in den USA) würden zur besten Sendezeit auf dem wichtigsten Kanal präventive Nuklearschläge (gegen wen auch immer) gefordert werden. Für Freunde des Kremls ist das offenbar kein großes Problem.

Flinx

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