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  • Aristophanes

mehr als 1000 Beiträge seit 22.01.2003

Jetzt mal ernsthaft Wassilis...

... du listest doch wenigstens halbwegs richtig die Bedingen auf, unter denen die Fraport den Zuschlag erhalten hat. Was ist daran denn "günstig"?

...unter günstigen Bedingungen Flughäfen des Landes aufgekauft haben - unter ihnen die deutsche Fraport AG.

Die ständige Wiederholung dieser falschen Tatsachenbehauptung macht es auch nicht besser!

Das Konsortium der Fraport AG hat genau 0 griechische Flughäfen gekauft. Wahr ist, dass die Fraport AG 14 Regionalflughäfen mit einer Vertragslaufzeit von 40 Jahren gepachtet hat und sich an den Eigentumsverhältnissen rein gar nichts geändert hat.

Was bedeutet nun "günstige Bedingungen"?

Hier hat Wassilis in seiner Aufzählung, 1,234 Milliarden Sofortzahlung, jährliche Lizenzgebühr und Gewinnbeteiligung, eine Kleinigkeit vergessen. Wahr ist, dass die Fraport sich darüber hinaus zu einem Investitionsprogramm von mindestens 330 Millionen Euro verpflichtet hat.

Wer eigene Erfahrungen mit einigen dieser "Schnäppchen" unter den Regionalflughäfen gemacht hat, die vor ihrer Sanierung auf Bewertungsportalen von "dankbaren" Passagieren auch schon mal als "Kulisse für den Film Worldwar Z" bezeichnet wurden, dem war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Summe wohl nicht ausreichen wird.

Viele dieser Flughäfen waren vor und hinter den Kulissen nicht viel mehr als eine Bauruine. Nun mag man den sanft wabernden Duft von Pisse, die sich von den "sanitären Anlagen" aus großflächig im Check-In-Bereich verteilt, als pittoreske Eigenart bewerten, eine völlig marode IT mit Windows 3.11 Rechnern im aktiven Betrieb, defekte Sicherheitsschleusen, drei Meter tiefe Löcher, die sich nach Gewitter in der Landebahn auftun, defekte Windmesser im Tower und Flughafenmüll, der in großen Mengen malerisch an laufenden Flugzeugtriebwerken vorbei weht, fällt wohl eher nicht unter diese Kategorie.

So verwundert es auch nicht, dass die Fraport AG in diese, unter "günstigen" Bedingungen gepachteten Flughäfen nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in 2021 440 Millionen investiert hat.

Bei 5 der 14 Flughäfen konnte nicht einmal mehr die Kernsanierung der vorhandenen Gebäude durchgeführt werden. 12 der 14 Landebahnen mussten nahezu vollständig erneuert und teilweise erweitert werden bei diesem "Schnäppchen", usw.

Aber denkt denn keiner an die geknechteten griechischen Mitarbeiter und die entrechtete Bevölkerung?

Wahr ist, dass die Sanierung der Flughäfen ein beachtliches Investitionsprogramm für die ortsansässige Wirtschaft war und die durch die Sanierung anfallenden, teilweise hochgiftigen Baustoffe, fachgerecht entsorgt wurden.

Wahr ist, dass die Fraport über 80.000 Bewerbungen erhalten hat, noch bevor sie die Flughäfen überhaupt offiziell übernommen hatte und dass bis zur Corona-Krise weit mehr Mitarbeiter beschäftigt wurden, als vor der Übernahme.

Wahr ist, dass die Mitarbeiter das erste Mal seit Menschengedenken ihre Gehälter pünktlich und vollständig erhalten haben, was in Griechenland die Ausnahme und nicht die Regel ist.

Die Fraport AG verweist darauf, dass das Unternehmen nicht verpflichtet ist, sich für solche Umsatzeinbrüche zu versichern.

Ach, sag bloß, vielleicht auch deswegen, weil Fraport diese Risiken de facto gar nicht versichern kann?

Bruttogewinn von gut 6,64 Millionen Euro vor Steuern.

Bruttogewinn = Nettoumsatz - Wareneinsatz. Mit anderen Worten, nach anteiliger Abschreibung der Investitionskosten einen erheblichen operativen Verlust.

bis zum 31. März 2022 keinerlei Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten.

Dividenden: Beteiligung der Aktionäre am jährlichen Gewinn des Unternehmens. Als besonders verwerflich wird es im Allgemeinen angesehen, wenn Dividenden nur aufgrund von durch staatliche Unterstützung buchhalterisch entstandene Gewinne ausgezahlt werden. Das wird durch die genannte Regelung ausgeschlossen.

Damit steht das deutsche Staatsunternehmen in Griechenland hinsichtlich der Entschädigungen erheblich besser da, als manche Unternehmen in Deutschland.

Das mag sicher für so manches Unternehmen stimmen aber nicht für die Fraport. Die erhält von Bund und Land alleine für die hessischen Standorte Frankfurt und Kassel 276 Millionen Hilfen "Käsch in die Däsch", die nicht zurückzuzahlen sind.

...hinaus erlassenen Lizenzgebühren für die Jahre 2019, 2020 und 2021 einen weiteren fast dreistelligen Millionenbetrag bescheren.

Ich nehme gerne die Differenz von 31 Millionen, bis hin zu dem "fast" dreistelligen Millionenbetrag.

Kurz zusammengefasst: Fraport erhält einen Ausgleich dafür, dass sie in den letzten beiden Jahren die Flughäfen offen gehalten und damit den Flugbetrieb gewährleistet haben. Der Ausgleich ist keine direkte Zahlung von Hilfen, vielmehr wird er auf zukünftige Zahlungsverpflichtungen seitens Fraport verrechnet.

Bis zur Corona-Krise ist Fraport allen Verpflichtungen nachgekommen und auch in der Krise hat Fraport das Investitionsprogramm nicht gestoppt oder gestreckt, vielmehr 110 Millionen mehr investiert, als die vertraglich zugesagte Summe von 330 Millionen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.06.2021 17:47).

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