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  • echec

214 Beiträge seit 30.09.2005

Der Narzissmusbegriff in der Psychopathologie und bei Florian Rötzer

Was uns Herr Rötzer als Merkmale der narzisstischen
Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 F60.8 unkommentiert in einer
Tabelle vorlegt, besteht tatsächlich nur aus einer einzigen Zeile:
narzisstische Pesönlichkeit(sstörung) und diese erst noch an dritter
Stelle, eingeklemmt zwischen haltlos und passiv-aggressiv…:

F60.8 Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeit(sstörung):
· exzentrisch
· haltlos
· narzisstisch
· passiv-aggressiv
· psychoneurotisch
· unreif

> http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlamtl2006/fr-icd.htm

Die narzistische Störung wird im ICD-10 nämlich nur am Rande
aufgeführt. Die Diagnose ist zu ungenau und klinisch nicht brauchbar,
weil kaum Operationalisierbar. Die im Artikel zitierten
'Wissenschaftler' dürften vermutlich selber an einer narzisstischen
Störung leiden…

Die weiteren Ausführungen in der Tabelle sind Kommentare, die in der
Fachliteratur herumgeistern, nicht jedoch selber zum ICD-10 selber
gehören. Freundlicherweise wurden diese Telepolis-tauglich gekürzt,
verlangt doch auch das Forum seine tägliche Trollfütterung.

Der Vollständigkeit wegen habe ich diese zum besseren Verständnis des
Narzissmusbegriffes, so wie in der Fachliteratur vorhanden,
vervollständigt. Interessant sind in diesem Zusammenhang die
Auslassungen im Rötzerschen Beitrag:

Merkmale

> Tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Phantasien oder
> Verhalten), Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Empathie

> Die Betreffenden haben ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit,
> glauben von sich, "besonders" und einzigartig zu sein,
verlangen nach übermässiger Bewunderung, haben Phantasien von Erfolg,
Macht, Glanz oder idealer Liebe,
> und legen ein Anspruchsdenken an den Tag, d. h. übertriebene
> Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder
> automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen.

> In zwischenmenschlichen Beziehungen
haben sie die Tendenz,
> ausbeutend zu sein,
sind neidisch auf andere
> zeigen einen Mangel an Empathie sowie arrogante, überhebliche
> Verhaltensweisen oder Haltungen.
Im Hintergrund besteht ein brüchiges Selbstwertgefühl mit der
Neigung zur depressiven und/oder suizidalen Reaktion bei
vermeintlichen Kränkungen und Krisen.

Also etwas aus der Ferne betrachtet, doch ziemlich bemitleidenswerte
Kreaturen, gefangen in ihren Zwängen, die sie letztlich gar physisch
bedrohen.

Schönen Tag noch

echec 

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