yossarian schrieb am 13. September 2006 13:08
> Ich will grundsätzlich behaupten, daß bis auf wirklich sehr, sehr
> wenige Ausnahmen nicht die Menschen krank sind, sondern das System.
> Und daß es keine Lösung für die Opfer dieses Systems gibt, außer dem
> Systemwechsel.
Da stimme ich Dir zu. Aber nicht für alles ist das System
verantwortlich. Und wer wirklichen Leidensdruck hat, ist froh wenn er
Hilfe bekommt. Und will nicht auf einen Systemwechsel warten.
Psychoanalyse kann, wenn sie gut ist, dem Menschen bei der
Emanzipation behilflich sein.
> "Normal immer nur das, was die herrschende Elite zu einem bestimmten
> Zeitpunkt und für einen gewissen Geltungsbereich als solches
> definieren kann." (Andreas Lukoschik, Psychologe). Lukoschik hatte
> mal eine _extrem_ geniale Fernsehsendung namens "Leo's Magazin".
Das ist ein Bereich eines weiten Feldes. Und es gibt sicher viele
Beispiele dafür, wo Psychotherapie von einem Machtsystem mißbraucht
wird (Sovjetunion z.B.). Aber es gibt auch Fälle, wo Menschen
überhaupt nicht auffällig werden, ihren Job ohne Probleme machen,
sich nicht umbringen wollen oder sonstwie auffällig wären, die aber
trotzdem psychisch leiden und Hilfe wollen. Auf das "wollen" kommt es
natürlich an. Und dann müssen sie Glück haben, das sie an den
Richtigen geraten.
> Die allermeisten Menschen sind nicht krank. Bei ihren Therapeuten bin
> ich mir da nicht so sicher.
Ich kann Dir auch Gegenbeispiele nennen.
> > ??? Mann, Du bist bestimmt nicht neutral.
>
> Selbstverständlich nicht. Niemand ist es.
Das war ironisch gemeint. Ohne Ironie hätte es gelautet: "Mann jetzt
übertreibst Du aber maßlos."
> > > Ich wär mal sehr dafür, 10 Psychologen und 3
> > > Kettensägen und ein paar Messer im Big-Brother-Container
> > > einzusperren: Bitte Scheibenwischer vor der Webcam installieren, die
> > > Blutspritzer beeinträchtigen sonst die Bildqualität... ;-)
> >
> > Jetzt ist der Mustang aber ausgebrochen.
>
> Warum? Es würde doch überhauptnichts passieren. Sind doch alles
> vernünftige Menschen, diese Psychologen. Oder etwa nicht? Gerade bei
> Psychologen, die doch soviel wissen, könnte man die Daumenschrauben
> noch weiter anziehen. Mal die Temperatur im Container hochdrehen, die
> Wände zusammenschieben usw. Da dürfte gar nichts passieren, die sind
> ja geistig gesund und haben sich alle unter Kontrolle...
Wie gesagt, nicht nur weil ich von "Big Brother" Shows nichts halte,
finde ich das maßlos übertrieben. Aber das sind jetzt Meinungen,
keine Fakten. Nach meiner Meinung ist Psychotherapie zunächst mal
eine heilsame Sache. Mißbrauch und Inkompetenz in diesem Bereich
finde ich genau so verwerflich wie Du. Ich habe sogar manchmal den
Verdacht, daß einige Aktive im Psychobereich diesen Beruf gewählt
haben, um sich selbst zu therapieren oder um von der eigenen
Therapiebedürftigkeit abzulenken. Aber das ändert nichts an meiner
grundsätzlich positiven Einstellung dazu.
> Ödipalkomplex bei Asiaten und Negern, die davon noch nie etwas gehört
> haben?
> Reproduzierbar? Sorry, aber genau das ist Freud nicht.
Die Methode Psychoanalyse ist reproduzierbar und läuft nach ziemlich
strengen Regeln ab. Ich bin allerdings der Meinung, dass alle Regeln
nichts nützen, wenn es dem Therapeuten an Empathie mangelt.
> Ich empfehle Dir dringend den Film: "Einer flog über das
> Kuckucksnest".
Den Film kenne ich sehr gut. Der hat bei mir richtig Wut ausgelöst.
Da ist die Psychatrie nicht einfach inkompetent, sondern betreibt
Machtmißbrauch an Schwächeren. Wenn es um Mißbrauch dieser Form geht,
sind wir uns einig, da gibt es nichts schönzureden.
Um mal von der Frage hilfreiche Therapie oder Inkompetenz und
Mißbrauch wegzukommen, noch ein Feld, wo ich die Wissenschaft
Psychologie interessant finde: Entwicklungspsychologie. Die ist sehr
erhellend für die Frage nach der Entwicklung des menschlichen
Bewußtseins. Und die Parallelen, die man zwischen ontogenetischer und
phylogenetischer Entwicklung erkennen kann, sind imho für die
Philosohpe interessant.
Gruss,
WL
> Ich will grundsätzlich behaupten, daß bis auf wirklich sehr, sehr
> wenige Ausnahmen nicht die Menschen krank sind, sondern das System.
> Und daß es keine Lösung für die Opfer dieses Systems gibt, außer dem
> Systemwechsel.
Da stimme ich Dir zu. Aber nicht für alles ist das System
verantwortlich. Und wer wirklichen Leidensdruck hat, ist froh wenn er
Hilfe bekommt. Und will nicht auf einen Systemwechsel warten.
Psychoanalyse kann, wenn sie gut ist, dem Menschen bei der
Emanzipation behilflich sein.
> "Normal immer nur das, was die herrschende Elite zu einem bestimmten
> Zeitpunkt und für einen gewissen Geltungsbereich als solches
> definieren kann." (Andreas Lukoschik, Psychologe). Lukoschik hatte
> mal eine _extrem_ geniale Fernsehsendung namens "Leo's Magazin".
Das ist ein Bereich eines weiten Feldes. Und es gibt sicher viele
Beispiele dafür, wo Psychotherapie von einem Machtsystem mißbraucht
wird (Sovjetunion z.B.). Aber es gibt auch Fälle, wo Menschen
überhaupt nicht auffällig werden, ihren Job ohne Probleme machen,
sich nicht umbringen wollen oder sonstwie auffällig wären, die aber
trotzdem psychisch leiden und Hilfe wollen. Auf das "wollen" kommt es
natürlich an. Und dann müssen sie Glück haben, das sie an den
Richtigen geraten.
> Die allermeisten Menschen sind nicht krank. Bei ihren Therapeuten bin
> ich mir da nicht so sicher.
Ich kann Dir auch Gegenbeispiele nennen.
> > ??? Mann, Du bist bestimmt nicht neutral.
>
> Selbstverständlich nicht. Niemand ist es.
Das war ironisch gemeint. Ohne Ironie hätte es gelautet: "Mann jetzt
übertreibst Du aber maßlos."
> > > Ich wär mal sehr dafür, 10 Psychologen und 3
> > > Kettensägen und ein paar Messer im Big-Brother-Container
> > > einzusperren: Bitte Scheibenwischer vor der Webcam installieren, die
> > > Blutspritzer beeinträchtigen sonst die Bildqualität... ;-)
> >
> > Jetzt ist der Mustang aber ausgebrochen.
>
> Warum? Es würde doch überhauptnichts passieren. Sind doch alles
> vernünftige Menschen, diese Psychologen. Oder etwa nicht? Gerade bei
> Psychologen, die doch soviel wissen, könnte man die Daumenschrauben
> noch weiter anziehen. Mal die Temperatur im Container hochdrehen, die
> Wände zusammenschieben usw. Da dürfte gar nichts passieren, die sind
> ja geistig gesund und haben sich alle unter Kontrolle...
Wie gesagt, nicht nur weil ich von "Big Brother" Shows nichts halte,
finde ich das maßlos übertrieben. Aber das sind jetzt Meinungen,
keine Fakten. Nach meiner Meinung ist Psychotherapie zunächst mal
eine heilsame Sache. Mißbrauch und Inkompetenz in diesem Bereich
finde ich genau so verwerflich wie Du. Ich habe sogar manchmal den
Verdacht, daß einige Aktive im Psychobereich diesen Beruf gewählt
haben, um sich selbst zu therapieren oder um von der eigenen
Therapiebedürftigkeit abzulenken. Aber das ändert nichts an meiner
grundsätzlich positiven Einstellung dazu.
> Ödipalkomplex bei Asiaten und Negern, die davon noch nie etwas gehört
> haben?
> Reproduzierbar? Sorry, aber genau das ist Freud nicht.
Die Methode Psychoanalyse ist reproduzierbar und läuft nach ziemlich
strengen Regeln ab. Ich bin allerdings der Meinung, dass alle Regeln
nichts nützen, wenn es dem Therapeuten an Empathie mangelt.
> Ich empfehle Dir dringend den Film: "Einer flog über das
> Kuckucksnest".
Den Film kenne ich sehr gut. Der hat bei mir richtig Wut ausgelöst.
Da ist die Psychatrie nicht einfach inkompetent, sondern betreibt
Machtmißbrauch an Schwächeren. Wenn es um Mißbrauch dieser Form geht,
sind wir uns einig, da gibt es nichts schönzureden.
Um mal von der Frage hilfreiche Therapie oder Inkompetenz und
Mißbrauch wegzukommen, noch ein Feld, wo ich die Wissenschaft
Psychologie interessant finde: Entwicklungspsychologie. Die ist sehr
erhellend für die Frage nach der Entwicklung des menschlichen
Bewußtseins. Und die Parallelen, die man zwischen ontogenetischer und
phylogenetischer Entwicklung erkennen kann, sind imho für die
Philosohpe interessant.
Gruss,
WL