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  • Lorant Strahl

784 Beiträge seit 28.07.2016

Ich bin ja kein Freund von Reparationszahlungen

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Versailles und der deutschen Geschichte.

Aber im Falle Irak müssten eigentlich zumindest die USA und das UK solche leisten, denn sie sind für die desolate Situation im Land voll verantwortlich. Das müsste ja gar nicht mal viel sein, definitiv weniger als die Kosten der Zerstörung des Landes. Laut eines Reports würde es beispielsweise nur ca. 30 Millionen US-Taler kosten, um 300 bekannte kontaminierte Stellen im Land vom abgereicherten Uran zu befreien:

https://www.theguardian.com/environment/2013/mar/06/iraq-depleted-uranium-clean-up-contamination-spreads

Das wäre doch mal ein Anfang. Zum Vergleich das Nettovermögen der maßgeblich verantwortlichen Kriegsverbrecher (laut des kalifornischen Klugscheißers):

George W. (auch wenn er nur Willy Witzig für die Kamera war) - 39 Millionen
Dick Cheney - 19 bis 89 Millionen (je nach Schätzung)
Donald Rumsfeld - 20 Millionen
Tony Bliar - 60 Millionen

In einer gerechten Welt würde man diese per Prozess dazu zwingen, zusammenzulegen, aber das geht ja nicht, weil die UNO kein demokratischer Rat, sondern eine imperialistische Institution der fünf Großen, oder mittlerweile eher der Gernegroßen ist. Ich meine, Russland, China und USA sind nach wie vor Weltmächte, aber Britannien und Frankreich? Die leben doch nur noch von den Resten der alten Kolonialstrukturen und dem Militarismus, den das mit sich brachte. Aber die UNO ist ja auch gerade aus deutscher Sicht ein Thema.

Wenn ich König von Deutschland wäre, dann würde ich versuchen, gemeinsam mit China, Russland, Iran und notwendigerweise auch Türkei und Frankreich, vor allem aber mit den vom angloamerikanischen Imperialismus betroffenen Ländern aus der Region selbst, d.h. zumindest Irak, Syrien und Libanon, einen gemeinsamen Plan zum Wiederaufbau und Sanierung der Region zu schmieden. Dabei natürlich immer im Hinterkopf die neue Seidenstraße und für die Zukunft nachhaltige Infrastruktur. Man könnte prinzipiell die alte Berlin-Baghdad-Bahn wieder auffrischen (ein maßgeblicher Grund für britischen Haß auf das Deutsche Reich damals), man könnte Null- oder Plusenergiehäuser bauen, Russland liefert meinetwegen Atomkraftwerke, aber Deutschland und China haben erneuerbare Energien. Man könnte so nicht nur den Menschen wieder ein Land geben, sondern soziale, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen aufbauen, nicht zuletzt auch, weil nun viele Iraker und Syrer heute in Deutschland leben und nach meiner persönlichen Erfahrung aus Hamburg sind die alles andere als doof oder unwillens.

Es ist ja wirklich gut, dass Iraker demonstrieren. Nur leider sehe ich nicht, was die Regierung wirklich tun kann ohne entsprechende Hilfestellung von außen - und ich meine hier Hilfestellung und nicht Hilfe (Hilfe sind Almosen).

Aber wie so vieles scheitert alles wieder an Präsenz und Einfluss der Briten und Amerikaner. Bei uns in Deutschland, in der EU, im Irak und natürlich in der UNO.

Es wurde ja damals die sog. Feindstaatenklausel in die UN-Charta gegen Deutschland, Japan und Italien mit eingebaut. Die ist natürlich hinfällig und de facto bedeutungslos, zumal Deutschland mit seinen gründlichen und überaus fähigen Juristen ein maßgeblicher Faktor in der Entwicklung des tatsächlichen Völkerrechts gewesen ist. Aber sollte es jemals eine echte Reform der UNO geben, müsste es nicht nur keine Vetomächte mehr geben, ich wäre sogar dafür, dass man Britannien und Amerika erstmal für eine gewisse Zeit suspendiert. Vielleicht fünf oder zehn Jahre. In dieser Zeit können diese Länder vielleicht mal etwas Therapie an sich selbst wagen, sich neu definieren. Was z.B. wenige wissen: es hat noch nie ein nicht koloniales oder imperiales Britannien gegeben. Deswegen war Brexit auch so ein Thema dort, es geht eigentlich darum, sich neu zu definieren und jenseits von Eroberung und Ausbeutung anderer haben die Briten keine wirkliche Identität außer als Schotten, Engländer, Waliser und Cornish.

https://theconversation.com/a-genealogy-of-the-term-british-reveals-its-imperial-history-and-a-brexit-paradox-108317

Bei den Amerikanern ist das noch viel krasser. Erstens sind die USA quasi die verwöhnte Missgeburt des britischen Imperiums und zweitens gibt es jenseits der recht oberflächlichen Mythen und selbstverliebten Wahnvorstellungen (Flagge, Verfassung, Manifest Destiny, etc.) eigentlich keine wirklich amerikanische Identität. Das Land ist ein Flickenteppich aus ziemlich diversen Gruppen, die sich noch nicht einmal besonders leiden können, geschweige denn überhaupt kennen. Vielleicht wäre es daher ganz gut, wenn sich diese beiden Länder in eine Entwöhnungsbehandlung vom Imperialismus begäben. Der Rest der Welt kann sich in der Zeit darum bemühen die Wunden, die dieses Imperium der Welt zugefügt hat, zu heilen.

Aber ich spinn nur wieder rum.

Jedenfalls sehe ich nicht, wie Länder wie der Irak sich aus eigener Kraft heilen sollen. Selbst wenn man sie wirklich in Ruhe ließe, würde es dauern. Umso mehr noch einmal der Hinweis auf Deutschland. Wenn Deutschland endlich mal bereit wäre, Verantwortung zu übernehmen, dann würde es nicht als Militärnutte Amerikas mehr Geld für Waffen ausgeben, sondern sich um die von Russland und China längst anvisierte eurasische Integration kümmern. Aber da die Deutschen selbst mehrheitlich Verantwortung scheuen, gehen sie lieber panisch für Klima, gegen Flüchtlinge, oder eingebildeter Virusverschwörungen auf die Straße, als dass da mal wirklich geopolitisch gedacht und gefordert wird. Ich erinnere mich damals noch an so ein schräges Konzept von internationaler Solidarität, aber außer diesem völlig schwachhirnigen und unrealistischen "No Borders" Blödsinn scheint da nicht mehr viel von übrig zu sein. Deutschland versucht, sich seit mehr als 70 Jahren vor seiner natürlichen Verantwortung zu drücken. Wie lange denn noch? Wir sind wer wir sind auf Grund unserer Geschichte und geografischen Lage, daran können wir nix ändern. Genauso wenig wie China oder Russland sich aufgrund ihrer Größe und Geschichte und Lage nicht aus ihrer internationalen Verantwortung zurückziehen können, tun wir aber ständig so, als seien wir Zwerg Pups. Wir sind der Milhouse van Houten unter den Nationen.

Bis dahin wünsche ich den Menschen im Irak alles gute. Vielleicht seid Ihr und auch wir die bekackten USA ja bald von selbst los.

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