tomrobert schrieb am 19.12.2019 18:50:
Und eines hat sich auch noch geändert: Damals war Frankreich der Hoffnungsträger zusammen mit der jungen Demokratie der neu gegründeten USA. Beide sind heute eher die Restauratoren einer alten Zeit wie einst der Fürst Metternich.
In sofern erhält das Bild Macrons in Gestalt Ludwig XVI, in die Höhe gehoben von den Demonstranten, einen berechtigte hintergründige Sinnhaftigkeit.
Und was bei beiden historischen "Errungenschaften der Aufklärung" auch leider oft vergessen wird, mit zu erwähnen:
Frankreichs Bürger haben zwar 1789 ihren König entmachtet, ihn 1793 sogar geköpft, aber auch höchstselbst bereits die junge Republik wieder zu Grabe getragen, als sie Napoleon 1804 zum Kaiser machten.
Die Errungenschaft der Aufklärung, alle Menschen haben gleiche Rechte, Demokratie, wurde bereits nach nur kaum 15 Jahren wieder erledigt. Nach Napoleon saß 1815 wieder ein Bourbonen-König auf dem französischen Thron, 26 Jahre nach dieser weltbewegenden Revolution, als ob nicht gewesen wäre. Das ist für mich einer der großen Lehren aus der französischen Revolution - obacht, aktionistischer Umsturz ohne dauerhaftes Konzept, ist nen Strohfeuer - lohnt es sich dafür Millionen Tote zu produzieren? Warum war das damals so, was ist heute anders, was müsste man folglich heute auch anders machen, um am Ende nicht genau da wieder zu landen - als Bettvorleger der 1%?
Dasselbe in den USA. Reiche Briten kämpften mit reichen Grundbesitzern in den USA um Gewinne, und in dieser historischen Ausnahme-Situation gewährten die reichen US-Oligarchen den verbündeten Selfmades, Farmern und Citizen Rechte, die diese in Britannien so nie hatten ... um dann eine Verfassung zu schreiben, die diese Rechte gleich möglichst wieder einschränkte. Die allgemeinen Menschenrechte galten 100 Jahre nicht für Sklaven, die bis heute gültige Wahlmänner-Regelungen bei Präsidentenwahl ist offen undemokratisch, sowohl Bush jun. und Trump sind trotz geringerer Wahlstimmen Präsident geworden, und und und ...
Und dann hatten wir den Räte-Sozialismus 1917 in Russland ... dann die Auseinandersetzung mit den Kulakken, Großbauern, die zuständig waren für die Nahrungsmittel-Produktion, dann die inneren Kämpfe mit den Anarchisten, die eigentlich basisdemokratische Räte-Republikaner waren, dann als Reaktion auf all das und die immer bestehende Konterrevolution, die Gulags, den u.a. daraus sich ergebenden Stalinismus, etc. ... alles nicht schön, bisher.
All das sollte man bei Revolution, Regime-Change, System-Wechsel doch im Hinterkopf haben, wie ich finde.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.12.2019 19:39).