logiko schrieb am 02.10.2021 15:51:
Selbst in einem Rechtsstaat nehmen viele ihre Rechte nicht wahr, weil sie unwissend sind oder Angst haben. Wenn du aber in einem Unrechtsstaat lebst, weißt du noch viel weniger was du tun sollst, weil dort der Mörder sagt: "Ich bin das Recht". Und wird dir der Mörder sagen, "du hast hier Rechte dich zu wehren?" Und wirst du dich darauf verlassen können, dass er die Regeln bei dir nicht grad ändern wird?
Ich denke, im Naziregime hatte man keine Rechte. Es konnte einem immer das Schlimmste passieren, wenn das Regime es für nötig befand. Wer dort in der Hölle keine Angst hatte, befand sich schon in einem Grundirrtum.
Goldhagen schreibt ausdrücklich das genaue Gegenteil, Widerstand war im Dritten Reich an der Tagesordnung, es wurde gegen alles mögliche protestiert und sehr häufig wurde eine Kompromisslösung gefunden. Es gab keinen Widerstand gegen die Vernichtung der europäischen Juden, im Gegenteil, es finden sich in den behördlichen Archiven sehr viele Denunziationsschreiben. In dieser und jener Strasse lebt noch eine jüdische Familie, die Verfasser derlei Schreiben haben oftmals noch mitgeteilt, dass sie an der Wohnung oder Gütern des Hausstands interessiert sind. Ganz ohne Zwang etc. Schon der Titel seines Buches "Hitlers willige Vollstrecker" macht deutlich, dass der historische Stand ziemlich genau dem Gegenteil ihrer Ausführungen entspricht.