Heute sitzt man auf dem hohen Ross mit seiner beglückenden Moral, dabei werden nachfolgende Generationen auf unsere Gräber spucken.
Ich denke die politische Idee hinter diesen Prozessen der späten Aufarbeitung der Nazizeit ist, so etwas wie eine "Volksschuld" zu konstruieren. Wenn jede unmündige Sekretären innerhalb eines Unrechtsregimes dadurch schuldig wird, dass sie sich vor ihren Herrschern nicht ausdrücklich distanzierte und Akte der Verweigerung beging, so war jeder am Unrecht beteiligt, denn jeder wurde in diesem totalitären System in die Machenschaften eingebunden. Du wirst gezwungen zu einem ständigen Bekenntnis für das Regime, im besten Fall zur Heuchelei.
Das ist übrigens kein neues Phänomen gewesen. Es gab Gesellschaftsformen, da war es üblich und gute Sitte, die Herzen kleiner Kinder zu verpeisen, bis Kolonialisten kamen, die Eingeborenen dafür ans Kreuz zu nageln. Der Mensch wurde zu allen Zeiten zu den ungeheuerlichsten gesellschaftlichen und kulturellen Anpassungsleistungen gezwungen. Du musstest dich zu deinem Fürsten bekennen und zu seiner Religion, zum Gottesgnadentum der Monarchie und zur heiligen Dreifaltigkeit oder was für einem irrsinnigen Scheiß auch immer. Staublecken vor dem Herrscher war normal, bei Weigerung kam die Rübe ab!
Ein totalitäres Regime korrumpiert jeden, es bindet jeden ein. Der Staat ist ein mächtiges Ungeheuer, er regiert dich und übt das Gewaltmonopol auf dich aus. Er schickt dich ins KZ und zwar dann, wenn die Bosse es für richtig halten, also aus den willkürlichsten Gründen. Abhören des Feindsenders? KZ. Hitlerwitze? KZ. Solidarität mit den Juden? KZ. Widerspruch gegen den Krieg? Todesstrafe.
Sicher hatten Männer die größere Arschkarte, sie wurden in die Tötungsmaschinerie als Soldaten eingezogen und sowieso im Krieg verheizt. Wer nein sagte, wurde an die Wand gestellt, bei Feigheit vor dem Feind gabs Standgericht. Aber auch Frauen wurden dienstverpflichtet. Wer nein sagte, kam ins KZ als asoziales Element. Das Regime war eine Bedrohung für alle.
Beihilfe kann man immer konstruieren, wenn man von der Bedrohungslage abstrahiert, dass der Herrscher ein Massenmörder war, der jeden über die Klinge springen ließ aus willkürlichsten Gründen. Es reichte Kommunist zu sein oder Demokrat oder Jude oder Regimegegner aus sonstigen Gründen.
Der einfache Bürger war Sklave des Systems, die Befehlsgewalt hatten andere. Entweder du warst gehirngewaschen, weil du schon in der Schule mit Feindbildern zugeschissen wurdest und mit der Ideologie des Überlebenskampfes: Lebensraum oder Tod! Oder du hast den Unsinn durchschaut und dann den Massenmörder und das Ungeheuer hinter der Autorität erkannt. Jetzt konntest du zu dem Ungeheuer gehen und ihm sagen, dass er ein Ungeheuer und Massenmörder sei und ihm die Flinte oder den Bleistift vor die Füße werfen und dich darauf verlassen, dass es nicht so ganz schlimm kommen wird danach. Du bist 18. Du bist nichts. Deine Zukunft kannst du in die Tonne treten und nur noch hoffen, dass der Feind gewinnt. Viel Glück!
Wer sich nicht verweigerte und es nicht riskierte ausgestoßen zu werden, war der jetzt Mittäter am Angriffskrieg und sonstigem Massenmord?
Geh mal zu den Taliban und sage ihnen, ihr Gott ist Scheiße und du trittst jetzt aus aus dem Verein der Irrlichter - dem Islam. Die Nazis waren die Taliban des 20. Jahrhunderts in Europa, der einzige Unterschied: Die Nazis haben verdammt noch viel mehr Leute umgebracht. Aber die Taliban haben ja noch Zeit, einiges nachzuholen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.10.2021 12:10).