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  • Subzero

mehr als 1000 Beiträge seit 06.06.2000

Re: Armut, was ist das eigentlich?

Damals gings darum, daß halb Europa Deutschland mit seinen Exportüberschüssen für die Schieflage in Europa verantwortlich gemacht hat und eine stärkere Binnenwirtschaft sowie ausgeglichenes Außenhandelsverhältnis gefordert hat.

Ich habe schlicht gefragt: bei den Exportüberschüssen müßten wir in D schon längst die Straßen mit Euromünzen pflastern können (weil ja angeblich mehr Geld nach D fließt als raus), warum ist das nicht so?
Und wenn man sowas wissen will, dann folgt man einfach der Spur des Geldes.

Möglichkeit 1:
die deutschen Firmeninhaber kaufen von den Gewinnen Firmen im Ausland, deren Profite dann wieder nach D fließen - was aber nicht zu sehen ist, dann müßten wir ja *noch* reicher werden.
Möglichkeit 2:
Bedeutende Teile der deutschen exportierenden Industrie befinden sich in ausländischer Hand, die Exportüberschüsse wandern (abzüglich Reibungsverlusten wie Steuern) also sofort wieder als Rendite ins Ausland und werden dort ausgegeben. Weitaus wahrscheinlicher. Insbesondere wenn man Investments- und amerikanische Rentenfonds (das Äquivalent zur deutschen RV, nur kaufen die von den Einzahlungen Aktien etc, deren Ergebnis dann im Rentenalter die Rente bildet anstatt die Einzahlungen übers Umlageverfahren rauszuhauen) betrachtet, Rentenfonds sind extreme Schwergewichte der Kapitalakkumulation.

Und dann habe ich die Folgen einer ausgeglichenen Außenhandelbilanz interpoliert:
Ist die Außenhandelsbilanz einigermaßen ausgeglichen (und somit die Geldmenge erstmal relativ konstant) und es werden die mit Exporten erwirtschafteten Gewinne weiterhin (wenigstens teilweise) ins Ausland transferiert (weil zumindest teilweise ausländische Firmenbesitzer), dann sinkt die verfügbare Geldmenge im Land irgendwann stark ab (sie wandert ja durch die Gewinnmitnahme ab), man muß Kapital (Geld) von außen zuführen. Geht entweder über höhere Exporte (will man aber nicht, weil die Außenhandelsbilanz dann wieder nicht ausgeglichen wäre), Kredite (braucht man um flüssig zu bleiben) oder Verkäufe von Wirtschaftsobjekten im Land ans Ausland (was wegen den folgenden Profiten den weiteren Geldabfluß ins Ausland beschleunigt).

Schlußfolgerung:
Die Forderung nach einer ausgeglichenen Außenhandelsbilanz ist für D (und weitaus heftiger für Europa) katastrophal. Das ist wirtschaftlicher kollektiver Selbstmord mit Ansage.

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