Ansicht umschalten
Avatar von Twistie2015

mehr als 1000 Beiträge seit 21.01.2015

Zum letzten Absatz des Artikels ein paar Worte

Da der Spiegelautor so nett war, mir per Redaktion seine Ansicht zukommen zu lassen, den Artikel an sich auch positiv, den letzten Abschnitt jedoch weniger positiv bewertete, möchte ich hierzu noch etwas sagen:

Ich hätte einen anderen Vergleich wählen können, fand diesen aber zutreffend. Zum einen weil im SpOn-Artikel auch so ein etwas überheblicher-elterlicher Ton mitschwang, wie ich fand und zum nächsten weil die Art und Weise, wie hier ein "Schweigen" eingefordert wird bzw. eine vom Autor vorgegebene Art und Weise ein Problem zu behandeln, mich tatsächlich an die Art und Weise erinnert, wie nicht nur bei häuslicher Gewalt, sondern auch z.B. bei Corpsgeist usw. vorgegangen wird. Es wird eine Drohkulisse errichtet, die dann als Damoklesschwert über dem Kritisierten schwebt. "Wenn du nicht, dann..." wobei dieses "dann..." ja oft dann schlichtweg überzogene Drohkulissen enthält und natürlich auch den Kritisierten an sich schon als den Bösen identifiziert. Wenn das Kind nicht die Klappe hält, ist es schuld, wenn es im Heim landet und die Eltern im Knast, wenn der Corpsgeist nicht eingehalten wird, dann kann die Polizei nicht mehr vernünftig arbeiten weil man sich auf den Partner nicht mehr verlassen kann, wegen der kleinsten Verfehlung wird dann der Vater mit fünf Kindern arbeitslos und hat nichts mehr usw. usf.

Immer wird also ein worst case scenario entworfen, wobei der eigentlich Schuldige (hier die Armut, die imho von der Politik spätestens seit ALG II auch hofiert und gefördert wird, beim Kind natürlich die misshandelnden Personen, beim Corpsgeist dann jene, die gegen Vorschriften verstoßen usw.) ausgeblendet wird und stattdessen auf den, der die Botschaft bzw. das Missverhalten verkündet oder öffentlich macht, mehr oder minder eingewirkt werden soll, doch bitte solche Verkündigungen und Offenbarungen zu unterlassen. "Wer xy leakt, spielt Terroristen in die Hände, wer verschlüsselt, der verhindert, dass die Geheimdienst schnell agieren können und ist mitschuld am nächsten Anschlug, wer gegen VDS ist, der ist schuld, wenn demnächst auch hier die Läden explodieren, wer Armut in Deutschland thematisiert, auch mit dem Begriff "Armut", der spielt Pegida usw. in die Hände und sorgt dafür für mehr Fremdenfeindlichkeit..."
Imho sind das die gleichen Mechanismen, es wird im Endeffekt gefordert, dass ein Thema nicht aufgegriffen bzw. nur in der "richtigen Weise" angesprochen wird, damit dann bloß nicht Szenario X eintreten kann, was man dann auf diesen zurückführt --- "folgerichtig wäre dann also das nächste brennende Flüchtlingsheim eben auchauf den Paritätischen Wohlfahrtsverband mit zurückzuführen, so wie der Vater im Knast auf das "petzende Kind" (bzw. die Mutter...), der teroristische Anschlag auf die vielen verschlüsselnden Bürgerrechtler usw. usf.

Das ist eine perfide Taktik, die im Privaten wie auch im Öffentlichen funktioniert - wenn du über Thema xy so schreibst, dann sorgst du dafür, dass xyz Aufwind bekommt und und und.
Immer läuft es im Endeffekt darauf hinaus, dass etwas dann eben doch verschwiegen oder bestenfalls so aufgegriffen werden soll, wie es der Autor bzw. derjenige, der einfordert, selbst will.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten