Na ja, ganz so weit würde ich jetzt auch nicht gehen. Sämtliche Verantwortung von sich zu weisen und die Schuld nur in der Gesellschaft zu suchen, trägt nicht unbedingt zur Lösung des Problems bei.
Dem stimme ich zu und möchte hinzufügen, dass ich in meinem Kommentar nicht die komplette Verantwortung der Gesellschaft zuweisen wollte. Ich finde nur der gesellschaftliche Anteil wird zu wenig thematisiert.
Durch Selbstreflexion und kontinuierliches Arbeiten am eigenen Verhalten lässt sich schon auch etwas bewegen. Wenn einer deutlich anders tickt als der Rest, muss die Ursache nicht zwangsläufig in der Gesellschaft liegen.
Selbstreflektion findet entweder alleine oder in einer Gesprächstherapie statt. Psychopharmaka können je nach Krankheitsbild hilfreich als auch hinderlich in diesem Prozess sein.
Kann sie aber. Ich halte eine Mischung aus beidem für sehr wahrscheinlich. Sobald aber eine gesellschaftliche Problematik als ursächlich identifiziert ist, sollte diese auch angegangen werden. Das geschieht nur sehr schleppend.
Während meiner Therapiekarriere sind mir viele Menschen begegnet die ich als vollkommen normal empfinde und die im Leben eigentlich alles richtig gemacht haben. Aber trotzdem in einer Therapie landen. Bspw. der arbeitslose Handwerker der aufgrund von Perspektivlosigkeit und Ausgrenzung mit Ende vierzig seinen ersten Selbstmordversuch unternimmt. Eine Psychotherapie, ob Gesprächsorientiert oder Pharmakologisch kann hier kurzfristig stabilisierend wirken, aber meiner Meinung als Laie nach liegt hier keine Fehlentwicklung oder unangepasstes Verhalten vor, welches "korrekturbedürftig" ist. Der Mann ist verzweifelt und handelt demnach. Das für solche Fälle gerne zitierte Buzzword "Resilienz" empfinde ich fast schon als zynisch, verlagert es doch jegliche Verantwortung aus das Individuum nach dem Motto "Dein Leben ist nicht Scheiße, du bist einfach zu schwach".