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  • FIAE-Flix

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Re: "unabhängig von russischen Erdgas- und Öllieferungen"

Naturzucker schrieb am 03.08.2022 08:52:

Mit der Unabhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen machen wir uns gleichzeitig stärker abhängig von den dann noch in Frage kommenden Lieferanten. Während russisches Gas und Öl dann halt von anderen Ländern genutzt wird.

Was genau nichts macht, so lange es keine so grosse Abhängigkeit von EINEM EINZIGEN Lieferanten gibt wie jetzt. Das nämlich halte ich sogar dann für nicht die beste Idee, wenn der Norwegen oder Niederlande heisst.

Effekt gleich Null oder eher negativ. Weil die Energie für Europa verstärkt durch Umweltsauereien wie Fracking erzeugt und über lange Wege transportiert werden muss. Und russiches Gas und Öl werden weiter verbrannt. Nur halt nicht von uns.

Nach der vorigen Argumentation ist das recht wurscht, weil das Umweltsauereizeug ja eh gefördert und transportiert worden wäre, nur eben für bzw. zu denen die nun in Russland kaufen. Wenn wir etwa quasi mit den Chinesen die Lieferanten tauschen, dürfte der Effekt sehr überschaubar sein. Naja und was man lesen kann wird das Zeug nun schon mit Abschlag verkauft, was weniger Einnahmen bedeutet. Und natürlich verbessert der Wegfall des wichtigsten Kunden die Verhandlungsposition eines Verkäufers in etwa genau so sehr, wie für uns der Wegfall des wichtigsten Lieferanten die Position als Käufer.

Unsere Wirtschaft geht den Bach runter, energieintensive Betriebe wandern dort hin ab, wo Energiepolitik nicht von Ideologen und Aktivisten diktiert wird

Wo denn zum Beispiel? Russland ja wohl schon mal eher nicht...

Bürger
Werden künstlich verarmt und enteignet

Energie - und zwar explizit fossile Energie - ist jetzt halt teurer. Das ist aber sowieso gewollt und wäre sonst wohl über eine stärkere CO2 Steuer oder ähnliches passiert. Und natürlich wird es eher nicht beim jetzigen sehr hohen Niveau bleiben.

Achja: Genau das wie auch das Schrumpfen der Wirtschaft nimmt Russland offenbar gerade wesentlich stärker in Kauf, siehe Inflation und Wirtschaftswachstum. Die Politik ist also schon mal offensichtlich noch bekloppter.

Energiesicherheit

Nimmt durch den überstürzten und ungeplanten Ausstieg von russischen Quellen ab. Die Gefahr von Versorgungsengpässen und Ausfällen steigt

Ja das ist für maximal 2,3 Jahre so. Dafür sind wir nicht mehr erpressbar damit und natürlich nimmt das Versorgungsrisiko falls Putin mal ein Furz wuer sitzt oder er wirklich das Baltikum haben will drastisch ab.

Krieg in der Ukraine

Ob wir nun alle kollektiv die Luft anhalten oder uns selbst von günstigen fossilen Energieträgern aus Russland abschneiden. Der Krieg in der Ukraine wird dadurch um keinen Tag verkürzt. Die kindlich trotzigen Reaktionen unserer Politiker schaden mehrheitlich uns selbst.

Das hängt davon ab, wie lange der Krieg geht. Wenn nur ein Bruchteil der Berichte stimmt, was die Abhängigkeit auch der russischen Rüstungsindustrie von westlichen Teilen angeht und China weiterhin aus Angst vor Sanktionen gegen China eben nicht grosszügig aushilft, kann das bei einem schleppenden Kriegsverlauf ganz massive Auswirkungen haben. Abhängig natürlich immer davon, ob die Ukraine auf der anderen Seite entsprechend ausgerüstet wird. Die Tendenz ist dann klar: Die ukrainische Armee wird zunehmend moderner ausgerüstet, die russische zunehmend veralteter. Es reicht im übrigen auch schon, wenn damit die Bedingungen eines Friedens besser für die Ukraine werden, dann hat man schon ein wichtiges Ziel erreicht.

Frage: Was ist bitte noch mal der Masterplan, der hinter dem Ziel "unabhängig von russischen Erdgas- und Öllieferungen" zu werden, noch mal steht?

Ich kann beim besten Willen keine Strategie erkennen und auch kein sinnvolles Ziel.

Außer, dass irgendwer an der Spitze Europas und Deutschland irgendwie den Bezug zur Realität verloren hat.

Die aktuelle Politik erinnert mich immer mehr an die letzten Tage der DDR. Eine abgehobene Clique lebt in ihrer eigenen Filterblase und bekommt nicht mehr mit, was draußen abgeht.

Also DAS Problem sehe ich wesentlich eher im Kreml und teils stärker bei den Anhängern des Kreml. Da verspielt jemand die Lizenz zum Gelddrucken durch Lieferungen nach Europa, den bescheidenen erreichten Wohlstand, die sehr geringe Militärkonzentration im Westen bei der Nato und die vorher vergleichsweise kürze der Grenze zur Nato - und natürlich zehntausende Leben eigener Landsleute, um was genau zu erreichen? Ein dann total zerstörtes Stück Land zu erobern. Denn das meisste was passiert war zu guten Teilen angedroht oder schlicht logisch erwartbar. Und ja, das scheint auch auf viele abzufärben, wenn etwa der Impakt der Sanktionen nur am Rubelkurs oder der Fortgang des Krieges in mühsam erkämpften Metern festgemacht wird, während die noch veröffentlichten Zahlen aus Russland wie Inflation oder Wirtschaftswachstum oder die realistisch erwartbaren realen Verluste an Mensch und Material dann doch eher duster aussehn und gerne lieber gleich ignoriert werden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.08.2022 20:13).

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