Carlson sah in dem Interview aus, als käme er von einer Schülerzeitung. Spätestens jetzt sollte einem klar werden, warum sich von der westlichen Presse niemand mehr nach Moskau in den Kreml traut: Präsident Putin hat bisher noch jeden Journalisten, männlich oder weiblich, in die Tasche gesteckt und wie einen willfährigen Kasper aussehen lassen. Egal welches Interview man anschaut, alle Journalisten stehen in kurzen Hosen vor Putin.
Weil Putin ein Psychopath ist, der Menschen durchschaut, ohne jedoch Mitgefühl zu empfinden und gleichzeitig keine Angst zu empfinden scheint, ist er immer extrem konzentriert und lässt sich von niemandem aus der Ruhe bringen. Dabei ist er blitzgescheit, extrem gut vorbereitet und verfügt über sarkastischen bis zynischen Humor. Sein Weltbild ist hermetisch und er weiß, dass er über die Deutungshoheit verfügt, so lange er spricht.
Inhaltlich hat Putin nichts Neues gesagt. Seine Positionen sind bekannt – und weitgehend deckungsgleich mit dem, was ich über die russische Weltsicht in den 80er Jahren in Geografie in der (West-)Schule gelernt habe. Trotzdem hat Carlson dem Westen einen Gefallen getan, weil er gar nicht erst versucht hat, zu widersprechen. Das gab Putin Gelegenheit, sich mal so richtig auszuleben und sein Naturell zu demonstrieren.
Fazit: Präsident Putin ist ein Mafiaboss. Man nehme nur das Friedensangebot mit der "gesichtswahrenden Lösung" an den Westen: Sowas hätte 1:1 auch von Don Vito Corleone kommen können.
Das Besondere an solchen Figuren ist ja, dass sie sie Intelligenz mit einer tief verankerten, aber leider komplett korrumpierten Kultur verbinden. Ihr "Trick" besteht darin, ihre eigenen Machenschaften als die Folge einer quasi Naturgesetzlichkeit darzustellen. Alles was sie ankündigen und tun, wird als alternativlos dargestellt. Sie selbst inszenieren sich dabei gewissermaßen als das bescheidene Werkzeug einer höheren Macht, die unerbittlich auf die Einhaltung ihrer Regeln pocht. Dass diese Regeln vom Boss selbst gesetzt wurden und zufällig immer genau seinen Vorteil bewirken sollen, fällt dabei unter den Tisch.
Unvergesslich auch im Roman die Erläuterung von Corleone, wo er den Unterschied zwischen einer Warnung und einer Drohung erklärt, und wie wichtig es sei, dies unterscheiden zu können. Wer droht, hat nichts in der Hand. Wer warnt, der meint es ernst. Und ein lebender Toter, wer das nicht kapiert.
Was Putin einfach nicht in den Kopf will ist, wie man ihn so missverstehen konnte. Und damit hat er auch ein bisschen Recht: Der Westen glaubte mehrheitlich immer, dass Putin in den Jahren seiner Regentschaft, als sich die NATO nach Osten erweiterte, immer nur gedroht hätte, während Putin selbst glaubte, unmissverständliche Warnungen ausgesprochen zu haben. Deswegen war man ja auch so überrascht von dem Angriff auf die Ukraine, weil man sich sagte: "Hunde, die bellen, beißen nicht". Tragisch.
Und hier eine Warnung an all die Mächtigen dieser Welt: Lest den Roman DER PATE von Mario Puzo und lernt daraus. Es ist das Psychogramm dieses Mannes. Und dann nehmt die Warnungen von Präsident Putin ernst. Wenn man ihn in die Enge treibt, wird er die Bombe zünden. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Lasst es nicht so weit kommen. Denn ob man es will oder nicht, Putin hat die Macht, seinen Warnungen Taten folgen zu lassen.