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  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

Ich bin da gespalten

Mit dem letzten Grundtenor des Artikels gehe ich schon d'accord, ich kann aber auch verstehen, dass Journalisten heute das Risiko vermeiden wollen, das Provokationen mit sich bringen. Sowohl in Russland als auch in "westverbündeten" Diktaturen wie Saudi Arabien sind Journalisten für ihre Arbeit gestorben und ja, früher gab es mehr, die dieses Risiko eingehen wollten, aber ich möchte auch nicht Leuten vorwerfen, feige zu sein, nur weil sie dieses Risiko vermeiden. Ich fass mich an die eigene Nase und gebe zu, ich selbst bin gelegentlich von provokantem Temperatment. Ich muss aber dabei auch zugestehen, dass man mit provokativen Moves selten etwas erfährt, das nicht vorher schon klar war. In einem journalistischen Interview sehe ich deshalb den Sinn in solchen Vorführungen nicht - in einer Satire, ja, da gehts in zwei Richtungen, das Publikum begeistern und den gefragten widerwillig in den Spiegel blicken lassen.

Ein Interview soll den interviewten Sachen sagen lassen, die man später analysieren kann, und da ist das, was er nüchtern sagt, meist hilfreicher, als was er in Rage sagt - auch wenn dabei Dinge gelogen sind. "Psychisch erfolterte" Aussagen können auch falsch sein. Journalistische Arbeit ist ja nicht nur, herausfinden, was jemand sagt, sondern sich ansehen, wie das, was er sagt und was andere sagen, zu dem passt, was in der Welt alles passiert. Gerichtsprozesse sind ja auch mehr als nur Zeugenanhörungen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.02.2024 18:35).

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