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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Re: Das Experiment

Freies Reden ist zugegebenermaßen schon eine Herausforderung, was ganz anderes als Schreiben, aber schließlich auch der Job eines Politikers.

Absolut. Es ist in meinen Augen auch ein Stück weit ein Talent. Die Leute, die z.B. brav ihre Rhetorikkurse besucht haben, aber nicht diese angeborene -ich nenne es mal- Lockerheit besitzen, erkennste auch sofort. Die halten brav die Hände immer auf Hüfthöhe und arbeiten übertrieben mit Gesten.
Angela Merkel mit ihrer „Raute“ ist da ein Paradebeispiel. Die hatte immer eine Ausstrahlung gehabt wie ein Kantholz und wenn dann solche Typen wie ein Barrack Obama, die für mich dieses angeborene Talent mitbringen, neben ihr stehen, wirkte sich doch eher ziemlich blaß und steif.

Unser Sonnyboy Elmar Fudd geht da in eine ganz ähnliche Richtung. Der hat einen Charme wie eine Bahnschranke und redet wie eine Schlaftablette. Wenn der redet, fallen mir fast von alleine die Augen zu. Joe Biden darf jetzt, wenn der da ist, bloß nicht zu nah an Olaf ran. Der pennt sofort ein.

Ich persönlich habe zudem das Gefühl, daß es auch immer mehr aalglatte „Schöngefönte“ gibt, die zwar viel reden aber wenig sagen. Möglicherweise ist das leider (!) auch dem Zeitgeist ein Stück weit geschuldet, denn heute muss man ja aufpassen, daß sich nicht irgendeiner direkt künstlich aufregt, nur weil diesem ein Wort nicht gefiel. Einen gewissen Trend zur Selbstzensur ist für mich da schon erkennbar. Und das ist gefährlich.

Zum Thema:
Freies Reden kann auch eine Waffe sein, wenn man so will. Ich persönlich könnte zum Beispiel stundenlang dem Gysi zuhören, obwohl ich inhaltlich weitestgehend gar nicht übereinstimme. Der hat für mich einfach dieses angeborene Talent.

Im Bezug auf obige Beispiele Putin, Biden und Baerbock sehe ich persönlich keine wirklich starken Redner. Also in dem Sinne, daß er das Publikum auch begeistern könnte.
Putin hat sich zwar über die Jahre schon gemacht, was das angeht und würde ohne Botox, oder was auch immer sein Gesicht so gestrafft wirken lässt, wahrscheinlich auch mal im Gegensatz zu früher Mimik erkennen lassen, aber ein Stadion z.B. würde der nicht wirklich begeistern können i.S.v. elektrisieren.
Joe Biden war mal ganz gut, die Amis haben da eh eine andere Mentalität und tragen diese notwendige Lockerheit meistens in sich. Jetzt mit seinem etwas gesetzteren Alter würde er vielleicht ein paar Rentnerinnen im Altersheim beim Tanztee mitreißen, aber Jubelstürme auf der Wiese vorm Capitol könnte ich mir bei dem nicht vorstellen.
Bei Anna-Lena Baerbock merkt man m.E. immer so eine Art Verbissenheit. Ich weiß nicht ob das ihrem Naturell entspricht oder ob sie nur unsicher ist. Ich persönlich finde die noch nicht mal unsympathisch, auch wenn grün nicht meine Farbe ist. Ich finde z.B. ein paar Versprecher nicht so schlimm, wie diese einstudierten Einheitsreden. Das Problem ist allerdings, daß sie dafür nun mal auf dem falschen Posten sitzt. Der Außenminister muss in meinen Augen nach außen auch entsprechend unser Land repräsentieren. Und das klar und deutlich. Den Habeck zum Beispiel finde ich persönlich vom Redestil ganz angenehm und der wirkt auf mich auch nicht aufgesetzt. Aber auch bei ihm ist das Problem, daß er m.E. im falschen Resort sitzt. Mit Wirtschaftsbossen auf Augenhöhe reden ist nun mal etwas anderes, als zu versuchen den Erklärbär zu spielen.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich persönlich finde, daß so richtig starke Redner, die einen mitnehmen können, wie man so schön sagt, heutzutage irgendwie immer seltener werden. Oder täuscht mich da mein subjektiver Eindruck? Kann natürlich auch sein.

Auch auf die Gefahr hin, mich jetzt bei der Anhängerschaft von Putin unbeliebt zu machen, aber sein Interview war echt schon sehr zähe Kost, finde ich. Eine halbe Stunde hätte es auch getan…

In diesem Sinne gute Nacht, Baxter

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