Was passiert mit denen, die nicht in Russland leben wollen?
Wenn ihr Häuschen sich nun aber in Russland befindet, dürfen sie es noch verkaufen und Russland verlassen?
Natürlich dürfen sie ihr Häuschen verkaufen und in die Rest-Ukraine auswandern. Sofern eine Beurkundung technisch möglich sein sollte. Es gibt sogar einen offenen Übergang.
Für eine solche Handlung spricht, dass sie dann nicht mehr durch ukrainische Artillerie beschossen, oder dass ihre Leben und ihre Gesundheit nicht länger durch Anti-Personen-Minen der Ukrainer gefährdet werden. Im Falle einer Rückeroberung durch die Ukraine drohen ihnen keine, möglicherweise tödlichen, Repressionen.
Auffälliger Weise fand ich keine Reportage von der Lebenssituation und dem Alltag der einfachen Leute in der Rumpf-Ukraine. Nur Schwarz-/Weiß-Artikel, die meiner Überzeugung nach nicht in Redaktionsstuben entstanden sind, sondern von psychologisch bestens geschulten PR-Leuten stammen. Die allgemeine Lage, insbesondere der Flüchtlinge aus den russisch besetzten Gebieten, dürfte allerdings desolat sein. Insbesondere die Mietpreise sollen fast unerschwingliche Höhen erreicht haben. Zudem droht ein kalter Winter. Und wenn die Russen, nach einer möglicherweise offiziellen Kriegserklärung, das machen, das Amerikaner zu tun pflegen, nämlich Versorgungseinrichtungen, Wasser- sowie Elektrizitätswerke und Infrastruktur anzugreifen, wird es dort sehr ungemütlich.
Gegen einen derzeitigen Wechsel auf die andere Seite sprechen die bessere Versorgungslage, die besseren Sozialleistungen und die erschwinglicheren Lebenshaltungskosten in den besetzten Gebieten. Dort dürfen sie weiterhin ungestraft Ukrainisch sprechen, sofern sie der entsprechenden sprachlichen Minderheit in diesen Regionen angehören, ihre Kinder erhalten gar weiterhin Unterricht ukrainischer Sprache. Putin will die Menschen ja für Russland gewinnen. Dass die jungen Männer dort eingezogen werden ist mir nicht bekannt, wäre aber für die Zukunft nicht ganz ausgeschlossen. Aktuell rekrutiert Putin nur Freiwillige sowie Leute mit militärischer Ausbildung in der russischen Armee in den letzten Jahren.
Wer besonders vorsichtig ist, könnte seinen ukrainischen Pass behalten und im Eventualfall auf die andere Seite wechseln. Eine spätere ukrainische Rache ist allerdings nicht ausgeschlossen.