Das klingt wie aus dem Bauch der typischen "German Angst"
geschrieben, die Aussenpolitik nur nach ihrem "Image" bewertet, also
bei wem sie gut ankommt - aus deutscher Sicht vor allem, wie es beim
transatlantischen Herrchen ankommt (ehrlich, die zeitgenössische
politische Schreibe in Dütschland scheint mir vor lauter Ergebenheit
und Schüchternheit ggüber Washington, Geopolitik meist falsch oder
unvollständig zu bewerten). Was Herr Dudek als unzuverlässig
bezeichnet, ist letztendlich ein good cop, bad cop Spiel, in dem die
Russen Meister sind, und mit dem sie den Westen verwirren, ihn (und
hier speziell die Schwachsinnigkeit des Raketenabwehrprograms)
vorführen und so in seiner Verwirrung schwächen. Interessant finde
ich, dass hier die Aussenpolitik Russland als "unzuverlässig"
bezeichnet wird, während ich noch nie gelesen habe, dass die
Aussenpolitik der USA "unzuverlässig" sei, wenn sie erst Hussein
stärken und unterstützen, dann sein Land überfallen und ihn hängen,
wenn sie erst die Mudschahedin und dann Al Kaida ausbilden und
ausrüsten, dann einen ewig währenden, globalen Krieg gegen sie
ausrufen. Gut, das kann ich Herrn Dudek nicht anlasten, aber das nur
mal als Hinweis auf die zweigleisige Bewertungsweise deutscher
Politdenke.
Die Frage ist doch, was die Agenda Putins Regierung dabei ist. Die
Jungs denken - anders als wir im Westen - imo vor allem langfristig.
Die USA werden schwächer und schwächer (und spielen deshalb mit dem
letzten starken Muskel, dem militärischen), während Russland stärker
und stärker wird, vor allem was die wirtschaftliche, aber auch seine
politische Bedeutung angeht - zumal Russland das einzige Land der
Welt ist, das den USA auch militärisch so etwas wie Paroli bieten
kann. Russland hat heute, ganz wie Emanuel Todd es vorausgesagt
hatte, eine mäßigende Rolle ggüber den USA mit ihren globalen
Kriegen. Ich denke, Putin & Co sind sich dessen absolut bewußt (s.
Umgang mit Iran).
Und sie wissen, dass Europa seinem Scheideweg immer näher kommt:
Europa muß sich zu einer politischen Kraft vereinen, um zu bestehen,
aber dafür muß es sich entscheiden: Ost oder West, Russland/China
oder USA. Europa hat geopolitisch eine Weichen stellende Bedeutung,
nur ist es sich dessen noch nicht bewußt (ich glaube Schröder und
Chirac ahnten es). Europa kann den kriegerischen US-Wahnsinn stoppen,
und Europa kann sich mit Russland einen starken Partner und Rohstoffe
auf lange Zeit sichern, der darüber hinaus noch zuverlässig ist, weil
er dringend die Euronen braucht, die wir für Erdgas und Erdöl zahlen.
Die größte Angst der Amis ist, dass Europa den eigenständigen Weg
geht, weil sie dann ihren größten Unterstützer, Finanzierer und
Legitimator verlieren. Noch sind die europäischen "Eliten" auf
US-Seite, weil sie davon profitieren können, aber wie lange noch? Und
wie lange lassen sich die Europäer noch täuschen? Darum gibt es die
NATO noch, darum auch die Raketenabwehr in Polen und Tschechien. Man
will sich hier noch tiefer festsetzen und darum wehrt sich Russland
so dagegen, denn es will mit Europa gemeinsame Sache machen, und dazu
braucht es ein vereintes, starkes Europa, während die Amis eher von
einem gespaltenen, schwachen Europa profitieren (schaut Euch mal die
Kommentare der US-Regierung zur Entwicklung der EU an, Stichwort
Türkei-Beitritt, "Old Europe, new Europe" etc.).
Letztendlich geht es aber nicht nur um Europa, sondern um die
Vormachtstellung im zentralasiatischen Raum. Das ist es, worum USA
und Russland sich streiten. Es ist schon ein kleiner Kalter Krieg
(einen großen wie einst mit diesem irren Wettrüsten und so könnten
sich beide aber nicht mehr leisten und der wird auch nicht
passieren), bei dem Russland, wie einst die Sowjetunion sich eher in
einer Defensivstellung befindet, und um seine Vormachtstellung
kämpfen muß - man denke an die farbigen, US-finanzierten
"Revolutionen" in Ukraine und Georgien, an die vielen US-Militärbasen
und an die vielen US-finanzierten NGOs, die in Russland gegen die
Regierung arbeiten, und die Putin verbieten ließ (man stelle sich
vor, Russland würde in den USA solche Organisationen unterhalten -
das wären sicherlich "terroristische Vereinigungen"). Aber nicht nur
das, man denke auch an den Ausverkauf Russlands an den Westen unter
Alkoholikerpräsident Jelzin, der Russland mehr ruiniert hat, als es
der Zusammenbruch des Sowjetreiches es je gekonnt hätte. Das ist es
wogegen Putin kämpft, das ist es, was Russland braucht, daher
verstehe ich nicht, warum diese Aussenpolitik "schlecht für Russland"
sein soll. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache und alle, die ich
aus Russland oder in Russland kenne, sind letztendlich für Putin,
auch wenn sie durchaus skeptisch sind. Aber besser geht es eben z.Z.
nicht, das ist was ich oft höre. Die westlichen Gutmenschen, mit
ihren "Menschenrechten" und ihrer "Demokratie" (wie weit ist es denn
bei uns wirklich damit, hm?) haben offensichtlich vergessen, dass für
"Freiheit und Demokratie" wirtschaftliche und politische Stabilität
Voraussetzung sind. Und genau darum kämpfen die Russen. Und genau
darum sollten wir bei uns auch kämpfen, denn gerade dies wird seit
einigen Jahren von unseren Transatlantikern auf beiden Seiten des
Teiches effektiv demontiert.
Die Bewertung des Autors ist imo von typisch westlicher
Kurzfristigkeit im Denken geprägt. Er beschreibt die russische
Aussenpolitik nur im Zusammenhang eines Zeitfensters von wenigen
Monaten. Diese Politik (und auch die US-amerikanische, wenn auch
etwas hilflos) ist aber auf ein Zeitfenster von Jahrzehnten
ausgelegt. Außerdem bewertet der Autor die Aussenpolitik Russlands
nur aus westlicher Sicht, er versteht aber die russischer Sicht
nicht, oder übersieht (übergeht?) sie weitgehend. Das ist leider auch
typisch für westliche im allgemeinen, deutsche aufgrund ihrer
duckmäuserischen Haltung ggüber Washington im speziellen, Politdenke.
Man ist so sehr auf einen fiktiven Knigge der diplomatischen
Gepflogenheiten und wie Papa Washington das nun alles so findet
fixiert, dass man nicht zu erkennen vermag, *warum* und aus welcher
Situation heraus bestimmte Staaten so oder so agieren und welche
Ziele sie haben. Wenn wir die Pragmatik ihrer Politik nicht erkennen
wollen oder - schlimer noch - können, dann tendieren wir dazu, zu
glauben, da sei eine "Ideologie" oder ganz simpel "Haß" auf den
Westen mit seiner "Freiheit" zu erkennen, oder aber man spricht ihr
schlicht die Kompetenz ab, sagt, sie sei "unzuverlässig", "schlecht
fürs eigene Land". Nicht nur bei Russland gibt solche
Mißverständnisse, auch bei Venezuela oder dem Iran zeigt sich das
deutlich. Wir sind keine guten Spieler auf dem "globalen
Schachbrett". Am Ende wissen wir uns nicht anders zu helfen, als
wieder Bomben auf die gegnerischen Figuren zu schmeissen. Wie wär's
mal mit strategischem Schachspiel? Da denkt man auch mehrere
Spielzüge voraus - naja, ausser beim Räuberschach natürlich.
Was ich auch in dem Artikel vermisse, ohne die es aber zum
Verständnis der Situation nicht geht, ist die geopolitische Bedeutung
und die langfristigen Interessen Europas. Der Blick geht immer noch
nach aussen, vermeintlich nach oben. Was tun die starken Herren in
Washington und Moskau? Die entscheidende Frage ist aber: Was tun wir?
Was sollten wir im eigenen, langfristigen Interesse tun?
geschrieben, die Aussenpolitik nur nach ihrem "Image" bewertet, also
bei wem sie gut ankommt - aus deutscher Sicht vor allem, wie es beim
transatlantischen Herrchen ankommt (ehrlich, die zeitgenössische
politische Schreibe in Dütschland scheint mir vor lauter Ergebenheit
und Schüchternheit ggüber Washington, Geopolitik meist falsch oder
unvollständig zu bewerten). Was Herr Dudek als unzuverlässig
bezeichnet, ist letztendlich ein good cop, bad cop Spiel, in dem die
Russen Meister sind, und mit dem sie den Westen verwirren, ihn (und
hier speziell die Schwachsinnigkeit des Raketenabwehrprograms)
vorführen und so in seiner Verwirrung schwächen. Interessant finde
ich, dass hier die Aussenpolitik Russland als "unzuverlässig"
bezeichnet wird, während ich noch nie gelesen habe, dass die
Aussenpolitik der USA "unzuverlässig" sei, wenn sie erst Hussein
stärken und unterstützen, dann sein Land überfallen und ihn hängen,
wenn sie erst die Mudschahedin und dann Al Kaida ausbilden und
ausrüsten, dann einen ewig währenden, globalen Krieg gegen sie
ausrufen. Gut, das kann ich Herrn Dudek nicht anlasten, aber das nur
mal als Hinweis auf die zweigleisige Bewertungsweise deutscher
Politdenke.
Die Frage ist doch, was die Agenda Putins Regierung dabei ist. Die
Jungs denken - anders als wir im Westen - imo vor allem langfristig.
Die USA werden schwächer und schwächer (und spielen deshalb mit dem
letzten starken Muskel, dem militärischen), während Russland stärker
und stärker wird, vor allem was die wirtschaftliche, aber auch seine
politische Bedeutung angeht - zumal Russland das einzige Land der
Welt ist, das den USA auch militärisch so etwas wie Paroli bieten
kann. Russland hat heute, ganz wie Emanuel Todd es vorausgesagt
hatte, eine mäßigende Rolle ggüber den USA mit ihren globalen
Kriegen. Ich denke, Putin & Co sind sich dessen absolut bewußt (s.
Umgang mit Iran).
Und sie wissen, dass Europa seinem Scheideweg immer näher kommt:
Europa muß sich zu einer politischen Kraft vereinen, um zu bestehen,
aber dafür muß es sich entscheiden: Ost oder West, Russland/China
oder USA. Europa hat geopolitisch eine Weichen stellende Bedeutung,
nur ist es sich dessen noch nicht bewußt (ich glaube Schröder und
Chirac ahnten es). Europa kann den kriegerischen US-Wahnsinn stoppen,
und Europa kann sich mit Russland einen starken Partner und Rohstoffe
auf lange Zeit sichern, der darüber hinaus noch zuverlässig ist, weil
er dringend die Euronen braucht, die wir für Erdgas und Erdöl zahlen.
Die größte Angst der Amis ist, dass Europa den eigenständigen Weg
geht, weil sie dann ihren größten Unterstützer, Finanzierer und
Legitimator verlieren. Noch sind die europäischen "Eliten" auf
US-Seite, weil sie davon profitieren können, aber wie lange noch? Und
wie lange lassen sich die Europäer noch täuschen? Darum gibt es die
NATO noch, darum auch die Raketenabwehr in Polen und Tschechien. Man
will sich hier noch tiefer festsetzen und darum wehrt sich Russland
so dagegen, denn es will mit Europa gemeinsame Sache machen, und dazu
braucht es ein vereintes, starkes Europa, während die Amis eher von
einem gespaltenen, schwachen Europa profitieren (schaut Euch mal die
Kommentare der US-Regierung zur Entwicklung der EU an, Stichwort
Türkei-Beitritt, "Old Europe, new Europe" etc.).
Letztendlich geht es aber nicht nur um Europa, sondern um die
Vormachtstellung im zentralasiatischen Raum. Das ist es, worum USA
und Russland sich streiten. Es ist schon ein kleiner Kalter Krieg
(einen großen wie einst mit diesem irren Wettrüsten und so könnten
sich beide aber nicht mehr leisten und der wird auch nicht
passieren), bei dem Russland, wie einst die Sowjetunion sich eher in
einer Defensivstellung befindet, und um seine Vormachtstellung
kämpfen muß - man denke an die farbigen, US-finanzierten
"Revolutionen" in Ukraine und Georgien, an die vielen US-Militärbasen
und an die vielen US-finanzierten NGOs, die in Russland gegen die
Regierung arbeiten, und die Putin verbieten ließ (man stelle sich
vor, Russland würde in den USA solche Organisationen unterhalten -
das wären sicherlich "terroristische Vereinigungen"). Aber nicht nur
das, man denke auch an den Ausverkauf Russlands an den Westen unter
Alkoholikerpräsident Jelzin, der Russland mehr ruiniert hat, als es
der Zusammenbruch des Sowjetreiches es je gekonnt hätte. Das ist es
wogegen Putin kämpft, das ist es, was Russland braucht, daher
verstehe ich nicht, warum diese Aussenpolitik "schlecht für Russland"
sein soll. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache und alle, die ich
aus Russland oder in Russland kenne, sind letztendlich für Putin,
auch wenn sie durchaus skeptisch sind. Aber besser geht es eben z.Z.
nicht, das ist was ich oft höre. Die westlichen Gutmenschen, mit
ihren "Menschenrechten" und ihrer "Demokratie" (wie weit ist es denn
bei uns wirklich damit, hm?) haben offensichtlich vergessen, dass für
"Freiheit und Demokratie" wirtschaftliche und politische Stabilität
Voraussetzung sind. Und genau darum kämpfen die Russen. Und genau
darum sollten wir bei uns auch kämpfen, denn gerade dies wird seit
einigen Jahren von unseren Transatlantikern auf beiden Seiten des
Teiches effektiv demontiert.
Die Bewertung des Autors ist imo von typisch westlicher
Kurzfristigkeit im Denken geprägt. Er beschreibt die russische
Aussenpolitik nur im Zusammenhang eines Zeitfensters von wenigen
Monaten. Diese Politik (und auch die US-amerikanische, wenn auch
etwas hilflos) ist aber auf ein Zeitfenster von Jahrzehnten
ausgelegt. Außerdem bewertet der Autor die Aussenpolitik Russlands
nur aus westlicher Sicht, er versteht aber die russischer Sicht
nicht, oder übersieht (übergeht?) sie weitgehend. Das ist leider auch
typisch für westliche im allgemeinen, deutsche aufgrund ihrer
duckmäuserischen Haltung ggüber Washington im speziellen, Politdenke.
Man ist so sehr auf einen fiktiven Knigge der diplomatischen
Gepflogenheiten und wie Papa Washington das nun alles so findet
fixiert, dass man nicht zu erkennen vermag, *warum* und aus welcher
Situation heraus bestimmte Staaten so oder so agieren und welche
Ziele sie haben. Wenn wir die Pragmatik ihrer Politik nicht erkennen
wollen oder - schlimer noch - können, dann tendieren wir dazu, zu
glauben, da sei eine "Ideologie" oder ganz simpel "Haß" auf den
Westen mit seiner "Freiheit" zu erkennen, oder aber man spricht ihr
schlicht die Kompetenz ab, sagt, sie sei "unzuverlässig", "schlecht
fürs eigene Land". Nicht nur bei Russland gibt solche
Mißverständnisse, auch bei Venezuela oder dem Iran zeigt sich das
deutlich. Wir sind keine guten Spieler auf dem "globalen
Schachbrett". Am Ende wissen wir uns nicht anders zu helfen, als
wieder Bomben auf die gegnerischen Figuren zu schmeissen. Wie wär's
mal mit strategischem Schachspiel? Da denkt man auch mehrere
Spielzüge voraus - naja, ausser beim Räuberschach natürlich.
Was ich auch in dem Artikel vermisse, ohne die es aber zum
Verständnis der Situation nicht geht, ist die geopolitische Bedeutung
und die langfristigen Interessen Europas. Der Blick geht immer noch
nach aussen, vermeintlich nach oben. Was tun die starken Herren in
Washington und Moskau? Die entscheidende Frage ist aber: Was tun wir?
Was sollten wir im eigenen, langfristigen Interesse tun?