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  • Der Psychater

426 Beiträge seit 05.04.2020

Das bestätigt meine Ansicht über Putin

Seit Anfang seiner Regierungszeit war Putin immer bemüht, den Status quo zu halten und zu festigen. Das betrifft alle postsowietischen Staaten oder auch die Unterstützung Assads, Russland hat schon lange einen Flottenstützpunkt in Syrien. Er scheint nicht völlig ideologisch, eher jemand, der im 19. Jahrhundert hängen geblieben ist. Ich denke, er hofft noch stets auf eine Verständigung mit dem Westen, was seine Regierungszeit zweifelsohne krönen würde, aber er ist da wohl sehr ernüchtert. Putin ist eher CSU als AfD.

Wobei die CSU auch einen liberalen Flügel hat, was Putin ablehnt, weshalb der Vergleich hinkt. Die Ablehnung des Liberalismus ist denn auch der Hauptwiderspruch zwischen Russland und dem Westen. Als Zar möchte er es harmonisch, da passt keine pampige Opposition, die ihm ans Bein pinkelt ins Weltbild. Die Interessen des Staates stehen vor individuellen, die russischen Interessen wiegen stärker als die Selbstbestimmung von kleinen Staaten, worauf aber kein russischer Imperialismus sich gründet, da ein wie auch immer gestalteter Imperialismus eine völlige Veränderung des Status quo mit sich brächte. Putin wünscht, dass russische Interessen innerhalb des Status quo berücksichtigt werden. Werden sie es nicht, wird er ungemütlich, versucht Druck auszuüben.

Wenn man ehrlich ist, dann fällt auf, dass der Putinismus auch in der EU auf fruchtbaren Boden fällt. Ungarns Orban ist da ein Paradebeispiel, aber im Grunde trifft sich der polnische Antliberalismus der PIS auch mit dem russischen, Slowenien ist da ähnlich und auch andere ehemaligen Ostblockstaaten in der EU ticken so in die Richtung. In der EU finden sie sich in einer Fraktion wieder. Insofern scheint der liberale Widerspruch nicht die unüberwindlichen Ideologiegegensätze zu formen, an denen eine Verständigung des Westens mit Russland scheitert.

Die Mauer könnte sein, dass die westliche Elite Russland als minderwertig ansieht, was ja auch eine Vorstellung des 19. Jahrhundert wäre. Putin scheint in den Augen der westlichen Elite sowas wie ein Underdog, ein proletarischen Schläger, während so Leute wie Boris Johnson oder Macron komplett oberschichtsozialisiert daherkommen. Das erklärt auch, warum Obama sich ehemals so abfällig über Putin ausgelassen hat, als sie sich noch regelmäßig auf Gipfeln getroffen hatten. Hinzu kommt die Liberalitätsfrage, in der Putin und Russland als Gegner erscheinen, auch wenn die sich auch innerhalb der EU stellt. Sind Orban u.a. einfach zu provinzfürstig, um sie als Gegner wahrzunehmen? Oder geht's pur um geostrategische Dinge? Weil man eine Welt braucht, in der Freund und Feind fest bestimmt und identifiziert sind?

Aus der geostrategische Perspektive würde sich nichts ändern, wenn Putin ersetzt wäre? Es wird wohl niemals einen russischen Präsidenten oder eine russische Präsidentin geben, die/der nicht zumindest die gleichen russischen Interessen hätte wie Putin: die Bewahrung des Status quo.

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