Der Psychater schrieb am 07.02.2022 21:28:
Wobei die CSU auch einen liberalen Flügel hat, was Putin ablehnt, weshalb der Vergleich hinkt. Die Ablehnung des Liberalismus ist denn auch der Hauptwiderspruch zwischen Russland und dem Westen. Als Zar möchte er es harmonisch, da passt keine pampige Opposition, die ihm ans Bein pinkelt ins Weltbild.
Auch "Einiges Russland hat einen wirtschaftliberalen Flügel. Der von dort stammende Minister wird im Text angesprochen. Weiterhin schätzte die CSU Opposition nicht unbedingt als sinnvoll, so lange sie sich das noch erlauben konnte. Die Zeiten sind ja vorbei, wo man immer bequem alleine regieren konnte. Aber wenn es über lange Zeit so läuft, verkrustet jedes System
Wenn man ehrlich ist, dann fällt auf, dass der Putinismus auch in der EU auf fruchtbaren Boden fällt. Ungarns Orban ist da ein Paradebeispiel, aber im Grunde trifft sich der polnische Antliberalismus der PIS auch mit dem russischen, Slowenien ist da ähnlich und auch andere ehemaligen Ostblockstaaten in der EU ticken so in die Richtung. In der EU finden sie sich in einer Fraktion wieder.
Tatsächlich gibt es innenpolitische Ähnlichkeiten bei den erzkonservativen Regierungen in der EU und Russland - gerade beim Demokratiedefizit. An echter Opposition haben all diese Leute kein Interesse. Es gibt aber den Unterschied, dass Putin Populismus eigentlich ablehnt und nur Zweckbündnisse mit westlichen Populisten schließt - wegen des schlechten Verhältnisses zu ihren Gegnern. Etwa fremdenfeindliche oder impfkritische Töne wird man von ihm nie hören.
Aus der geostrategische Perspektive würde sich nichts ändern, wenn Putin ersetzt wäre? Es wird wohl niemals einen russischen Präsidenten oder eine russische Präsidentin geben, die/der nicht zumindest die gleichen russischen Interessen hätte wie Putin: die Bewahrung des Status quo.
Um Putins Nachfolge geht es im Buch weiter hinten.