Was gut und was böse erscheint, liegt immer in der Sicht des Betrachters. Dort sich einzumischen, bringt kaum etwas.
Wer objektiv nach der Wahrheit sucht, kann sich nur auf Fakten und Regeln beziehen, also geschriebene Normen, belegte oder nachgewiesene Tatsachen, Beweise.
Schon das ist schwer, denn jeder Staat versucht, solche Beweismöglichkeiten zu verhindern. Manchmal bleibt da leider nur die Frage "Wem nützt es?" und eine realistische SIcht mit Fehlereinschätzung, um sich der Wahrheit anzunähern.
Eine wahrscheinliche Wahrheit wird nicht wahrscheinlicher durch Wiederholung, oder weil es geglaubt wird! Das sollte man nicht vergessen.
Ich erinnere mich, wie bei der Krimfrage Diplomaten der ganzen Welt, schwer damit beschäftig waren, eine kriegerische Auseinandersetzung wegen der Krim zu verhindern. Dort war die Flotte untergebracht, ein unverzichtbarer Bestandteil des russischen Militärs. Dumm gelaufen, das Verschenken. Aber wiedergenommen ist gestohlen. So wie Rußland damals reagiert hat, ist das nicht normgerecht, hat aber eine militärische Auseinandersetzung verhindert. Letztlich lief die diplomatische Lösung auch darauf hinaus, das die Krim entweder selbständig wird oder von Rußland noch eine Zeit lang "gepachtet wird", um die Militärtechnik geordnet zu verlagern.
Es war der Westen, der dies Rußland nicht zugestehen mochte - ein Fehler. Nachvollziehbar, wenn Rußland seine Macht nicht beschnitten haben möchte - egal warum. Letztlich hätte die russische Armee auch die Ukraine okkupieren können.
Auch nur ein "Normbruch" - man hat sich also beschränkt.
Dem Status quo jetzt nachzutrauern, bringt nicht viel. Nachträglich einen Kaufpreis festlegen, und gut ist es. Rußland bezahlt mit Gas und Öl an die Ukraine - zu Weltmarktpreisen, da ist das Land in der Zeit, die die Ukraine braucht, um sich energetisch umzustellen, erledigt, und kein Streitpunkt mehr.
Es ist aber durchaus richtig: einen Gegenpol zu haben, liegt im Interesse des Westens. Die Widersprüche unserer Gesellschaftsform sind so schwerwiegend geworden, das auch die USA ans Limit gekommen ist, nationale Egoismen als Ausweg erscheinen.
Dann bringt ein böser Feind immer eine scheinbare Bedrohung, die anderes verstecken hilft. Es ginge auch anders, eine andere Wirtschaftsart ohne die bekannten Widersprüche zum Beispiel. Dagegen sind aber die Nutznießer dieser Gesellschaftsform, und die, die auch teilhaben wollen.
Keinesfalls eine Mehrheit, sondern eine stetig kleiner werdende Minderheit (Millionär zu sein bedeutet nicht, Nutznießer des Systems zu sein).
Eine ehrliche Betrachtungsweise wäre also wünschenswert, leider machen es russische Reaktionen, die genauso wie westliche funktionieren und stattfinden, nicht einfacher, Dinge korrekt einzuordnen. Objektive Berichterstattung erfolgt auf keiner Seite.
Bleibt also nur, selber kritisch zu analysieren - und da gibt es auf beiden Seiten genug zu tun, zu finden, zu ändern.
Der Autor hat versucht, dies zu tun, Kritik der Apologeten ist ihm gewiß. Diese haben in aller Regel aber die Zusammenhänge, das komplexe Wechselspiel in dieser Welt höchstens mangelhaft begriffen. Entsprechend darf man deren Urteil dann werten.
Also etwas Zeit lassen mit Bewertungen, versuchen, beide Seiten zu sehen.
Auch bei der Wahl: Welche Folgen hätte welche Maßnahme?
Die Mehrheit traut Putin immer noch zu, das Land tatsächlich zu führen, damit nicht so ein Zustand wie in der Ukraine entsteht. Ja, es geht schlimmer. Also nicht blenden lassen