Jeder kennt das von kleinen Kindern. Wenn die sich streiten, dann lügen die hinterher nicht unbedingt, sondern erzählen den Erwachsenen nur die halbe Wahrheit und lassen die unangenehmen Aspekte einfach weg.
Wer so naiv ist und so etwas nicht hinterfragt, für den ergibt sich dann völlig anderes Bild. Da kann dann die "Unschuld vom Lande" dann plötzlich zu einem Mitverantwortlichen oder gar Haupttäter mutieren.
Also gönnen wir uns einfach einmal ein paar Ergänzungen:
Anstatt einer wirtschaftlichen Vereinigung gab es militärische Keile, die durch Europa getrieben wurden: die Nato-Osterweiterung von 2002 bis 2004, die Putin klaglos geschehen ließ, obwohl der Westen dabei wortbrüchig wurde.
Eine merkwürdige Sicht der Dinge. Also die ganze Sache ist als Option einmal vom Gorbi und seinem Eddi ins Spiel gebracht worden. Der Kohl und Genscher standen der Sache aufgeschlossen gegenüber, der US-Außenminister Baker nahm die Sache mit nach Washington und der Bush sagte dann aber Nein dazu.
Die NATO gehört weder Deutschland, noch den USA, da hätten alle Partner der Allianz überzeugt werden müssen. Insbesondere auch die Briten und Franzosen.
Aber nach dem Nein vom Präsi der USA war das Thema dann auch durch.
Nix mit Wortbruch.
Man hätte den Aufnahmewunsch dieser Länder auch höflich ablehnen und eine wirkliche Friedensarchitektur schaffen können, denn die Nato war im Grunde überflüssig geworden. Aber damit gab es wohl nicht viel zu verdienen.
Na ja, sicher. Man hätte den Polen ganz höflich erklären müssen, dass das Bärchen zwar zurzeit etwas krank ist und der Gorbi ja vorher allen Staaten ihren eigenen Weg öffentlich versprochen hatte, sie aber trotzdem nur Bärenfutter und Pufferstaaten sind, die keine Hilfe von der freien Welt erwarten dürfen.
Unser Autorenheld hat da doch glatt den Putsch vergessen, mit dem der Gorbi damals aus seinem Amt geflogen ist. Es war hauptsächlichen dem Boris Nikolajewitsch Jelzin und vielen mutigen Mitstreitern zu verdanken, dass sich dort nicht die Betonköpfe und Kalten Krieger durchgesetzt haben. Die wären dann mit der Roten Armee dann auch ganz schnell den alten Vasallen wieder auf die Pelle gerückt. Aber solchen Kleinigkeiten stören bei den großen Linien nur.
Die Waffenverkäufe liefen wie geschmiert, egal ob dabei Europa wieder zum potenziellen Schlachtfeld wurde, in Washington konnte man zufrieden sein.
Also das Schlachtfeld hatte man dann ja in Jugoslawien und später dann auch in der Ukraine. Wobei man dem Putin immerhin in der Ukraine angestrengte Hütchenspielerei zu gute halten muss. Dazu aber später.
So wurde Georgien im Jahr 2008 zu einer Aggression gegen die russische Minderheit in Südossetien gebracht.
Ja, ja genau. Die Georgier hatten sich vorher auch ein Loch in den Bauch gefreut, dass zwei Teile ihres Staatsgebiets nicht unter ihrer Kontrolle waren und die Russen ja seit je her ihre dicken Finger im Kaukasus haben. Halt der Hinterhof Russlands.
Nein. Die haben sich vor der UdSSR dort gebalgt. Dann waren es teilweise eigene Sowiet-Republiken, bis dann der Stalin die zu einem Teil Georgiens gemacht hatte.
Wie überall, mit gemischten Volksgruppen, gab es dann nach dem Zusammenbruch der UdSSR Knatsch. Weil die jeweilige regionale Mehrheit ihre Minderheit dominieren wollte. Die Russen sind in diesem Spiel kein neutraler Vermittler, sondern unterdrücken die georgische Minderheit in Südossetien, um keinen Knatsch mit ihrer eigenen Minderheit in Nordossetien zu bekommen. Selbst der blöde Waffengang der winzigen, georgischen Armee beruhte auf gezielten Provokationen aus Russland.
Tja der alte Geheimdienstler Putin spielt dieses Klavier sehr gerne. Damals wurde auch kräftig Wagner geübt.
Da muss man sich nicht wundern, wenn die Balten und Polen heilfroh sind, in der NATO sein zu dürfen.
Wohl dachte man im Westen, das Problem Putin würde sich durch Zeitablauf erledigen - 2008 war der biedere Medwedew Präsident geworden. Dass Putin diesen überredete, ihm vier Jahre den Stuhl warmzuhalten, bis er 2012 erneut die Präsidentschaft übernehmen konnte, kann man trotz des verfassungsrechtlichen Geschmäckles verstehen.
Der Medwedew war immer Putins Büttel. Es gibt ja sogar den Witz, dass er diesen hauptsächlich aus dem Grunde gewählt hatte, weil der noch kleiner als der Putin ist.
Aber selbst solche Spiele wurden dem Putin hinterher zu heikel.
Er hebelte die Gesetze zur Amtszeitbegrenzung dann völlig aus und hat sich den Kreml praktisch auf Lebenszeit gesichert. Wenn der Putin dann Mal tot vom Gaul fällt, dann ist in Russland der Teufel los, weil er weder einen Nachfolger, noch demokratische Strukturen etabliert hat, die so etwas abfedern würden.
Und das ist eigentlich das Hauptvergehen des Zaren.
Wer hier schon über die vergreiste und tumbe Merkel stöhnte:
Der Wlad hockt dort schon seit über 20 Jahren und bekommt eine immer größer werdende Paranoia. Praktisch eine Zwangsläufigkeit.
Das durch den gelungenen Coup ihnen nicht auch noch die russische Schwarzmeerflotte in die Hände fiel, wurmte die US-Militärs ganz gewaltig.
Welches Kraut muss man denn dafür geraucht haben, um sich so einen Blödsinn auszudenken? Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass irgendeiner sich von den Atommächten mal ebenso eine Flotte unter den Nagel reißen würde?
Zudem sind die Russen auf der See auch nicht die großen Helden und auch nur annähernd so operationsfähig, wie die USA, hätten aber kein wirkliches Problem, das das gesamte Schwarzmeer auch vom Festland zu beharken.
Was beim Ukraine-Konflikt viel interessanter ist:
Der Wortbruch von Russland. Gegenüber der USA oder NATO? Nein.
Gegenüber den anderen Nachfolgestaaten der UdSSR.
Die hatten Russland damals ihr Atomwaffenarsenal überlassen, im Gegenzug zu dem Versprechen, dass Russland ihre territoriale Integrität respektieren würde.
Daher tat man in Russland angestrengt so, als wäre keine russischen Soldaten und Kräfte im Ukraine-Konflikt am Werke oder bei dem faulen Spiel auf der Krim.
Schaut man sich aber einmal die Kommandostrukturen des Widerstands an, so sind da erstaunlich viele Ex-Militärs der Russen in der Führungsebene.
Mit "Privatleuten", die dort allein und auf eigenem Antrieb unterwegs wären, ist so etwas auszuschließen.
Und der gute Wlad hatte ja auch schon selber mit seiner Sharade auf der Krim geplant.
Selbst in Russland werden die Quatsch-Ergebnisse angezweifelt.
Aber wenn der große Führer die Krim heim ins Reich holt...
Die Untersuchung zu MH17 selbst dauerte lange, viele Beweismittel sind bis heute nicht öffentlich - warum eigentlich?
Tja, weil die wesentliche Aspekte klar sind und man natürlich im Detail in Russland nicht weiterkommt. Da hat sich noch niemand hingestellt und sich zu irgendwas bekannt. Und zweifelsfrei beweisen kann man auch nicht, welches System die Rakete abgeschossen hat. Das ist ja schließlich auch kein Gewehr.
Man kann davon ausgehen, dass das Teil aus Russland rangeschafft wurde, um den Angriffen der Ukrainischen Luftwaffe damit Paroli zu bieten. Dafür hatte man blöder weise dann kein komplettes System, sondern nur die Abschussvorrichtung genommen, die auch von Hand betrieben werden kann. Der Abschuss ist letztendlich ein Versehen, das wohl niemand so gewollt hatte.
Nein, die Entwicklung von Putin und Russland der letzten Jahrzehnte muss man durch aus mit Sorge sehen. Nur verblendete Kalte Krieger und Putinisten sehen so etwas in rosarot.
Kleinigkeit nebenbei:
Das Engagement von Putin in Syrien und Lybien ist auch durchaus im Interesse des Westens. Wenn die den Russen aus der Hand fressen, sind die auch steuerbar.
Dann geht der Ball halt über Moskau. Das ist ja wiederum nicht so, dass man wirklich einen neuen Kalten Krieg machen würde. Dafür kooperiert man zu gut.
Und ein bischen Schimpfen und Angst wird hüben, wie drüben gerne zur Stabilisierung der eigenen Macht verwendet.