Putin wird Deutschland, die NATO, die USA oder wen auch immer in den Krieg hineinziehen, wenn er sich einen Vorteil davon verspricht. Ein Grund dafür lässt sich immer finden oder konstruieren. Wenn Putin von völkerrechtliche Erwägungen beeinflusst würde, dann wäre er jetzt nicht in der Lage, in der er ist. Sondern säße am Verhandlungstisch und würde seinen Job als Politiker machen.
Russland kann alles mögliche gut gebrauchen, aber bestimmt keine neue Front gegen einen potenziell stärkeren Gegner, bei dem es bestimmt ebenso wie auf russischer Seite genug Falken gibt, die genau auf diese Gelegenheit warten.
Was fehlt ist ein Rahmen, ein Gesprächsforum, das, außerhalb der Spitzenebene und von konkreten Verhandlungen, über Lösungen für eine Zukunft mit Russland nachdenkt. Russland muss dahingehend beruhigt werden, dass ein Rückzug aus der Ukraine nicht sein Ende bedeuten würde, sondern im Gegenteil viele Vorteile hätte und seinen Einfluss nicht mindern, sondern vergrößern würde. Langfristig ergäbe sich für Russland die Chance, sich durch eine militärische Niederlage endlich vom lähmenden Vorrang des Militärs auf allen Ebenen zu verabschieden und seine beträchtlichen Ressourcen auf seine zivile Entwicklung zu fokussieren. Auch Deutschland wurde erst durch eine krachende Niederlage und das Ende des Militarismus zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftsnationen der Welt. Russland hat doch mehr zu bieten als furchteinflößende Waffen, schwerreiche Oligarchen und billige Rohstoffe. Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass Putin der richtige politische Führer für so einen Prozess ist. Der träumt eher von der Restauration der Welt seiner eigenen Jugend als von einer besseren Zukunft.