BythMuster schrieb am 16.01.2023 07:25:
Wer einen Staat wie Russland systematisch in die wirtschaftliche und politische Isolation zu treiben versucht, der wird irgendwann auf Widerstand treffen.
Deswegen wurde Russland ja ursprünglich auch eingebunden. NATO - Russland Rat und so, sogar eine EU Mitgliedschaft wurde diskutiert. Nur bedeutet Einbindung eben auch Dialog - aus Moskau kommt seit 20 Jahren nur noch Monolog.
So, so … die Versuche Putins, vom Westen als gleichberechtigter Partner akzeptiert zu werden, wurden bloss alle zurückgewiesen. Stattdessen wurde Russland als Regionalmacht verspottet. Über einen EU Betritt geredet, hast man auch mit der Türkei. Wir wissen alle was daraus geworden ist …
Der Tschetschenienkrieg war nur der moralische Vorwand, um Putin als ultimativen Bösewicht aufzubauen. Der wesentliche Grund war der, dass Putin Russlands Schulden bei der Weltbank getilgt, und somit in der Lage war, wieder eine eigenständige Politik zu betreiben.
Der Tschetschenienkrieg war vor Putin … genauso wie die Wurzeln der Osterweiterung. So einfach kannst Du Dir das nicht machen.
Es gab zwei Tschetschenienkriege. Der Zweite begann 1999 und endete 2009.
Wie soll Putin, als gelernter kalter Krieger, die Einkreisung durch die NATO und die Reduktion seiner Einflussphäre anders beurteilen als Bedrohung?
Wie gesagt: entscheidend für die Osterweiterung waren die gleichberechtigten Sicherheitsinteressen der Beitrittsländer. Wie sollten die Russlands Gebaren anders interpretieren als Bedrohung? Solange es Dir nicht gelingt, diese Perspektive zu verstehen, wirst Du diesen ganzen Konflikt nicht verstehen.
Wer eine Allianz schmiedet, wird immer einen Gegner finden, der sich dadurch bedroht fühlt. Egal wie unschuldig die Absichten auch sein mögen.
Den Konflikt kann man nur verstehen, wenn man alle Perspektiven einnimmt. Bei uns kommt leider die russische Perspektive so gut wie nicht vor. Selbiges gilt für die wirtschaftlichen Ursachen. Man will ja den eigenen Mythos von der Werte-und Wohlstandsunion nicht beschädigen.
Das Versagen der EU-Wirtschaftspolitik hat wiederum dazu geführt
Warst Du mal in Polen, im Baltikum, in Tschechien? Ich war dort, in den frühen 90ern und auch in den letzten Jahren. Fahr mal hin und schau Dir das „Versagen“ mal aus der Nähe an. Sprich mal mit den Menschen vor Ort. Die Zustimmungswerte zur EU sehr hoch, Polen z.B. über 80%. Man kann in diesen Ländern inzwischen nach westlichen Standards leben, und wer behauptet, kulturell wären Polen, Tschechien usw. ein andere Kulturraum, der hat einfach von Kultur und Geschichte keine Ahnung.
Schauen sie sich mal die Bevölkerungsentwicklung an, dann verstehen sie was ich meine. Ein paar renovierte Fassaden machen noch kein Wirtschaftswunder.
Die neoliberale Politik der vergangenen 30 Jahre, hat den grössten Anteil an diesem Krieg!
Insofern ja, als dass der wirtschaftliche Erfolg der ehemaligen Ostblockländer Russland ziemlich schlecht dastehen lässt . Der Staatshaushalt wird im Wesentlichen aus Rohstoffexporten gespeist, eine binnenwirtschaftliche Basis gibt es nicht. Die größte Angst Putins und seiner Silowiki ist, dass der russischen Bevölkerung bewusst wird, dass sie von ihrer Führung nach Strich und Faden verarscht und belogen wird. Das ist einer der Gründe für den Ukrainekrieg. Wäre einfach zu offensichtlich, wenn die Ukraine Erfolg hat, sobald sie sich vom Kreml löst.
[/quote]
Wann waren sie das letzte Mal in Russland? Die verarsche ist aber beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der Russen. Kaczyński in Polen, Orban in Ungarn, Von der Leyen in der EU, Erdogan in der Türkei … you name it!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.01.2023 09:29).