Stephan Geue schrieb am 15.01.2023 22:32:
Nun, wenn es kleine Kontingente sind, dann sind sie nur ein politisches Hindernis, kein militärisches. Das wichtigste politische Hindernis ist jedoch die Mitgliedschaft in der NATO überhaupt, denn diese macht einen hypothetischen Angriffswunsch Russlands in der Konsequenz seiner Umsetzung unkalkulierbar.
Richtig, aber die paar Soldaten haben für die kleinen osteuropäischen Länder eine psychologische Wirkung und sind eben politische Stolpersteine.
Dass Russland in ganz Osteuropa keine Soldaten der NATO wollte, war auf Bakers Versprechen zurückzuführen, solche "no inch" nach Osten zu verlegen. Man wollte lediglich die Einhaltung eines Versprechens. Alle weiteren möglichen Hintergedanken sind m.W. nie ausgesprochen worden.
In der Charta von Paris steht das Gegenteil, nämlich freie Bündniswahl. Schriftlich fixiert, von Russland/Sowjetunion unterschrieben. Die russische Delegation wird dies nicht übersehen haben und in geistiger Umnachtung einfach unterschrieben haben.
Als Baker dies sagte, existierte der Warschauer Pakt noch und eine Auflösung erschien utopisch, noch dazu in einem solchen Tempo.
Aber wenn jemand meint, die Russen hätten gerne Osteuropa einkassiert, dann soll er doch mal sagen, wieso sie sich von dort überhaupt erst zurückgezogen haben.
Was soll das für eine Frage sein? Die Sowjetunion hatte schlicht überhaupt kein Recht, diese Länder zu besetzen. Sie konnten diese Länder nicht mehr halten. Es gab doch überall Proteste gegen die kommunistischen Marionetten-Regierungen.
Die Alternative zum Rückzug wäre also, analog Prager Frühling oder Ungarischer Volksaufstand gewesen, wieder einmal auf die *eigene* zivile Bevölkerung zu schießen. Zum Glück war die sowjetische Führung dann besonnener und erkannte, dass diese Länder nicht mehr zu halten waren.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.01.2023 22:52).