mobyslim schrieb am 01.12.2020 22:30:
1980 finde ich schon nicht schlecht gewählt als "Eckpunkt", aber 1990 wäre m.M.n. ein deutlicherer Zeitpunkt für eine sichtbare Zäsur (da dort durch die Auflösung des "Ostblocks" der Zwang für das Kapital wegfiel, sich vor allem mit Blick auf die westlichen "Binnengesellschaften" wenigstens halbwegs zivilisiert zu verhalten).
Ab da hatte das Kapital "freie Fahrt" im globalen Maßstab und was dabei herauskommt, konnte man z.B. konkret in Russland sehr deutlich betrachten, bis hin zu einer relevanten Absenkung der Lebenserwartung der russischen Bevölkerung (und um so eine Wirkung in relativ kurzer Zeit auf die Statistik hinzubekommen, muss es schon sehr schlimm laufen).
Aber auch alle anderen Länder weltweit waren mehr oder weniger in der Folge dieses Dammbruchs betroffen. Die Auswirkungen ziehen sich bis heute hin und werden auch weiter fortdauern.
Für 1990 sprechen definitiv einige valide Argumente, ich habe 1980 gewählt, weil meiner Einschätzung nach der Abstieg des Mittelstands in Europa und den USA mit Thatcher (PM ab 1979) und Reagan (Präsident ab 1981) begonnen hat.
Aber
Gerade durch diese Entwicklungen, wurden auch Gegenentwicklungen in Gang gesetzt und das kann auch gar nicht anders sein.Putin z.B. ist eine direkte Folge der Jelzin-Herrschaft.
China mit seiner Entwicklung ist eine direkte Folge der Profit-Maximierungs-Strategien des Kapitals (auslagern der Produktion an profitablere Standorte).
Die Entwicklungen in Syrien sind eine Folge der Interessen-Durchsetzungen im Nahen Osten (bitte an die gesamten Kriege und sonstigen Entwicklungen in dieser Region in den von Dir vorgeschlagenen letzten 40 Jahren denken).
Das Engagement Russlands hat die Entwicklungen in dieser Region maßgeblich verändert. Der Verlauf der Auseinandersetzungen in Berg-Karabach z.B. ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Brandherd in der Anfangsphase "ausgetreten" werden kann, bevor er zum Flächenbrand wird.
Diese wenigen Stichpunkte sollen nur einmal verdeutlichen, dass Niedergang und Krieg sich global nicht einfach ungebremst ausbreiten können, sondern dass es durchaus Korrektive gibt, die dagegen arbeiten.
Da bin ich absolut bei Dir, insbesondere was die Fortschritte in Russland durch den Wechsel von Jelzin zu Putin oder die Entwicklung Chinas angeht.
Und mit dem Nah-Blick auf Mittel-Europa, versuche ich morgen weiter zu machen.
bye
Ich bin gespannt ...