Goerlitzer schrieb am 01.04.2016 07:47:
Während die höheren Importpreise das Budget der privaten Haushalte und den Staatsetat belasten, nutzen sie andererseits wichtigen Sektoren der russischen Wirtschaft, wie der Landwirtschaft, der Lebensmittelverarbeitung, der Pharmazie, der chemischen Industrie u.a.. Die bereits vor Jahren entwickelten Programme der Import-Substitution können nun deutlich beschleunigt realisiert werden.
Es gibt einfach keine Programme für Import-Substitutionen seitens der russischen Regierung, auch wenn seit Jahren gebetsmühlenartig davon gesprochen wird.
Vielleicht ist von Deutschland aus für manche nicht ersichtlich, dass die (neo)liberalen Kräfte, welche zumindest die ökonomischen Sektoren der russischen Regierung dominieren, keine grundsätzliche Veränderung der Rolle Russlands in der Weltwirtschaft ("Tankstelle mit Atomraketen") wünschen, aber das ändert wenig an den Tatsachen.
Genau deshalb äußerte sich der Volkswirt Koltaschow in dieser Weise im Interview, in welchen m.E. alle derzeit für die russische Gesellschaft bedeutsamen Großkonflikte angesprochen werden.
Bezüglich der grundsätzlichen Interessen der russischen Oligarchen und Bürokraten sei nur erwähnt, dass in Russland seit ca. 15 Jahren davon gesprochen wird, die nach 1991 neugeschaffene Elite des Landes verhalte sich "compradorisch" *, bemühe sich also, Profite und Familie ins westliche Ausland zu schaffen, um dort den Lebensabend zu verbringen. Selbstverständlich wollen diese Leute keine protektionistische Politik.
*)
> https://en.wikipedia.org/wiki/Comprador
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.04.2016 22:27).