Karibulo schrieb am 30.08.2018 07:11:
Die durchschnittliche Rentenbezugszeit ist Lebenserwartung minus Rentenalter.
Früher betrug die durchschnittliche Rentenbezugszeit 0 Jahre, das Rentenalter war bewusst auf das Niveau der Lebenserwartung festgelegt, viele Menschen starben vor erreichen des Rentenalters.
Heute liegt die DRBZ bei 20 Jahren.
Natürlich führt das zu hohen Beiträgen und Finanzierungsproblemen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung für neu Geborene lag 2015 bei m/w 73/83 Jahren. (Wikipedia, destatis) Das Renteneintrittsalter ist aktuell in der Anhebungsphase von 65 auf 67 Jahre.
Im "Durchschnitt" landen wir also eher bei 6-8 Jahren für Männer und 16-18 Jahren bei Frauen - zumindest in der Theorie.
Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer - ermittelt aus den realen Bezugszeiten der Versicherten - lag 2016 laut bpb bei 20,6 Jahren. Da könnte man schon vermuten, dass der aktuelle "Bestand" an Rentnern deutlich früher in Rente gegangen ist.
Generell beziehen Frauen länger Rente als Männer. Sollte man bei der Gender-Pay-Gap-Diskussion vielleicht mal mit berücksichtigen. Sind immerhin rund 6 Jahre.
Die Rentenkasse wird durch Arbeitsverhältnisse gespeist, hälftig Arbeitnehmer und Arbeitgeber - derzeit 18,6 Prozent. Die Durchschnittsrente liegt aktuell bei etwa 1200€,
das Durchschnittseinkommen bei knapp 38.000€ p.a., monatlich 3166€, die durchschnittliche "Einzahlung" in die Rentenkasse also etwa 588€.
Das bedeutet, zwei durchschnittliche Arbeitnehmer "finanzieren" in ihrem Arbeitsleben von etwa 40 Jahren mit ihren Beiträgen laufend einen, über die Zeit (20 Jahre Bezugsdauer) zwei durchschnittliche Rentner.
Die Bevölkerungspyramide weist für 2018 3 Kohorten aus: Kinder, Arbeitsfähige und Rentner - <20, 20-67, >67: 18%:63%:19%
Das Verhältnis ist also ungefähr 2:6:2 - weist für die Rentenkasse eigentlich eher auf einen deutlichen Überschuss hin.
Nun arbeiten nicht alle arbeitsfähigen, die Ausbildung dauert bei 50% der Jugendlichen länger, rechnen wir die also großzügig zur ersten Kohorte: 4:4:2 - damit passt der aktuelle Rentenschlüssel - auskömmlich. Verhältnis nicht arbeitende zu arbeitender Bevölkerung ist 6:4
Nun schauen wir mal wie es 2050 voraussichtlich aussehen wird: 16%:56%:28% - bleibt es ungefähr bei den aktuellen Trends landen wir - wieder großzügig - bei einem Verhältnis von 3:4:3. Der Rentenschlüssel passt also nicht mehr, aber das Verhältnis
nicht arbeitende zu arbeitender Bevölkerung ist nach wie vor 6:4.
Für Deutschland eigentlich kein Grund zur Panik. Die arbeitende Bevölkerung wird auch in der Zukunft nicht mehr "nicht arbeitende" finanzieren müssen, als bisher.
Für die Rentenkasse wäre das über eine Erhöhung des Beitrages auf 25% - also 12,5% für AN/AG statt derzeit knapp 10% - regelbar, oder über das Steueraufkommen, das ja beispielsweise durch geringere Kindergeldzahlungen entlastet wird, auszugleichen.
Eine relativ einfache Maßnahme um mehr Geld in die Rentenkasse zu bekommen wäre natürlich auch die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze.
Man muss sich vielleicht auch fragen, wieso destatis einerseits eine Lebenserwartung von von 73/83 ausweist, in der Bevölkerungspyramide aber 84/88 oder sogar 87/90 ansetzt.
Was Russland angeht - globaler Handel in fairem Austausch erfordert letztlich auch in etwa vergleichbare soziale Bedingungen. Im Euroraum haben wir die Problematik ja recht deutlich vor Augen.