Welche Rolle spielt es, ob Wladimir Putin der nächste Hitler ist, der Antichrist persönlich, ein Vorzeigedemokrat oder die Wiedergeburt von Jesus Christus?
Wir haben entschieden, einen (Sanktions-)Krieg zu führen gegen Russland, die Entscheidung ist gefallen. Weil Russland in die Ukraine eingefallen ist. Völlig unabhängig davon, wie demokratisch Russland ist und welche Pläne Putin für die Ukraine oder den Rest der Welt haben mag.
Wäre es nicht sinnvoller, erstens zu überlegen, was wir eigentlich wollen, als Deutschland, als Europa, als Westen? Zweitens zu überlegen, welche Optionen Putin hat. Und wie wir darauf reagieren wollen. Und Drittens zu überlegen, wie wir 1. und 2. unter einen Hut bringen, kurzfristig und langfristig.
Denn was in der aktuellen Diskussion völlig untergeht: Alles, was wir gerade tun, alles, was wir anstreben, hat sehr lange Vorlaufzeiten und ist eher in Generationen erreichbar denn in Jahren, geschweige denn Monaten.
Egal, ob wir Russland demokratisieren wollen, ob wir (als Deutschland) Militärmacht #2 auf der Welt werden wollen, ob wir das Klima retten oder unsere Energieversorgung von Russland abkoppeln wollen: In diesem Jahr können wir dafür zwar Geld ausgeben, und auch ein paar wohlgefällige Schlagzeilen abstauben. Aber bis wir von Russland unabhängig funktionieren, bis unser Strom komplett aus Windmühlen kommt und unsere Kriegsflieger Russland einschüchtern, werden noch viele Jahre vergehen.
Durchaus möglich, dass Wladimir Putin das sowieso nicht mehr erlebt. Auch wenn er sehr alt werden sollte ...
Deshalb scheint die Diskussion, ob er nun ein Faschist ist oder nicht, müßig. Relevant ist, was wir tun können und wollen. Darüber sollten wir diskutieren!