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  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Vor dem 24.2. war die russische Mediensituation deutlich besser als die deutsche

Es gab den, wenn auch nicht im ganzen Land empfangbaren, oppositionellen TV-Sender "Doshd" und es gab den strikt oppositionellen Radiosender "Echo Moskvy", der eine in Millionen zu zählende Hörerschaft erreichte.

Im Printbereich gab es bis April noch die "Nowaja Gazeta", die über Putins Politik mit härtesten Formulierungen urteilte, und es gibt bis heute die auf Unabhängigkeit zumindest bedachten Kommersant, Vedomosti und die Wirtschaftszeitung RBC. Die letztgenannten traten 2019 mit einer spektakulären "Black-Frontpage"-Aktion gegen die mit fadenscheiniger Begründung erfolgte Verhaftung eines Anti-Korruptionsaktivisten hervor. In Recherchen und Berichten über vermutete Korruptionsfälle sehen auch russ. Regionalzeitungen bis heute eine wichtige Aufgabe.

Und jetzt vergleichen wir das mal mit Deutschland. Die TV-Sender sind völlig gleichgeschaltet, was gerade die aktuelle Berichterstattung über den Ukraine-Krieg zeigt, in der ohne Angst vor Blossstellung dreist gelogen werden kann. Unter dem Beifall der Journalistenverbände (!) greift die dazu in keiner Weise legitimierte EU in die Informationsfreiheit der Bürger ein und lässt einen russischen TV-Sender einfach abschalten (Im Kalten Krieg konnte man in der grenznahen BRD problemlos DDR-Fernsehen empfangen, ja man machte sich über die Störsender der DDR lustig).

Im Print- und IT-Bereich gibt es in D noch einige, allerdings sehr randständige grundlegend-kritische Medien, wobei das "Neue Deutschland", als Zentralorgan der sich in grenzenlosem Opportunismus ergehenden Regierungs-Linken, und der "Freitag", der letztens durch den Rausschmiss von Ulrich Heyden auffiel, nicht dazu gehören. Und Recherchen gegen korruptions-verdächtige Politiker? Wenn die unangenehm aufgefallen sind, wird gegen sie wegen Lappalien eine breit angelegte Kampagne gefahren (Christian Wulf). Wenn sie sich nützlich für Medienzaren und herrschende Kreise agieren, werden sie trotz Verwicklung in schwerste Polit-Affären medial unterstützt und 12 Jahre lang im Amt gehalten (Roland Koch). Aktuelle PolitikerInnen-Namen nenne ich lieber nicht.

Fazit: Sowohl in Russland - momentan im Kriegszustand - und in Deutschland muss man sich vor pauschalen Klassifizierungen des politischen Systems hüten. Hier Demokratie - dort Autokratie, - das ist etwas für schlichte Gemüter.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.06.2022 19:49).

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