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  • pk

mehr als 1000 Beiträge seit 10.10.2000

Das Problem, warum dieser ganze ideologische Dünnpfiff notwendig ist,

ist, dass die christlich-kapitalistische Konsumgesellschaft, speziell in den Vereinigten Staaten, aber nicht nur dort, von vorne bis hinten prüde, verlogen und mit historischen Verbrechen belastet ist. Die Gegenkultur formiert sich dann an diesem Gegenüber als ebenso prüder und verlogener Anti-Puritanismus. Das ist der Grund, warum ich grosse Teile dieser Ideologie als reaktionär ablehne, auch wenn ich die Motivation dahinter verstehe und gutheisse. Als Mensch in der christlich-kapitalistischen bürgerlichen Gesellschaft lebt man tagaus, tagein in unauflösbaren Widersprüchen, und zwar völlig unabhängig von der individuellen genetischen, epigenetischen, sozialen und kulturellen Konfiguration.

Psychologische Selbstgeißelungen durch permanente Fundamentalselbstkritik aufgrund imaginierter Gruppenzugehörigkeiten als reinigendes und gleichzeitig beschmutzendes Ritual sind meiner Meinung nach oft erste Anzeichen von entweder klinischer Depression, Sektenverhalten oder Abgleiten in totalitäre Gesinnungen.

Und wenn man einem Übersetzer wegen seiner Hautfarbe (und nicht etwa wegen an der Übersetzung festgestellter Unfähigkeit oder Niedertracht) das Recht abspricht, ein Gedicht zu übersetzen, ist das für mich nicht nur rassistisch, sondern barbarisch.

Davon abgesehen ist es natürlich grotesk, wie diese angeblich aufgeklärte Gesellschaft immer wieder mit ein bisschen nonkonformistischen Menschen oder den Opfern ihrer brutalen Ausbeutungs- und Unterwerfungspolitik umgeht. Der Drang, irgendetwas zu unternehmen ist wohl so gross, dass auch ideologischer Dünnpfiff für viele sinnvoller erscheint als gar nichts zu tun.

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