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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Feierabend

Da hat sich also eine selbsternannte Avantgarde der von Schuster genealogisch korrekt eingeordneten bürgerlichen Sittlichkeit in eine fast alles und alle verätzende Ideologiekritik hineingesteigert. Wie Sloterdijk schon vor ca. 40 Jahren überzeugend dargelegt hat, fühlen sich konkret Gemeinte davon viviseziert und reagieren entsprechend ungehalten. Niemand mag Spaziergänge hinter seinen Bewusstseinsgrenzen, bei denen dann allerlei herumliegender Unrat moniert entdeckt und moniert wird.

Die zahlreichen Beispiel, die Schuster aufzählt haben eines gemeinsam - ihre gesellschaftliche Bedeutung ist beschränkt. Nichts davon stellt die bürgerlichen Systemgrundlagen in Frage. Daher sind sie für die kapitalistische Eingemeindung geeignet, werden also von verschiedener Seite, darunter Konzerne eingemeindet, wo möglich monetarisiert.

Der moralische Rigorismus hat auf gesellschaftlicher Ebene keinen emanzipativen Effekt, oder Impetus, wie Schuster sagt. Führt stattdessen eine Flut neuer, meist lästiger Benimm- und Verhaltensregeln ein, die in ihrer Kleinteiligkeit und Menge an die Vorschriften jüdischer Orthodoxer erinnern.

Damit strukturieren sie nebulös gewordene Lebenswelt, Anything Goes war gestern. Feyerabend.

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