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Avatar von Anja Böttcher

mehr als 1000 Beiträge seit 24.08.2014

Gegen Entsolidariisierung, aber auch gegen die Diffamierungsfront

Ehrlich gesagt, habe ich noch keine einzige linke Stellungnahme "gegen Flüchtlinge" gelesen oder gehört. Selbstverständlich brauchen die Menschen, die von hegemonialen Kriegen der USA & Nato traumatisiert sind, praktische Solidarität, wie auch Menschen es in Europa nötig haben, wieder solidarisches Leben zu erlernen. Es ist der unter dem niedlichen Etikett "Neoliberalismus" propagierte Raubtierkapitalismus, der uns alle gegneinanderhetzt. "Divide et Impera" eben.

Aber eben wegen der penetranten Leugnung dieses Zusammenhangs gegen die neoliberalen Sachwalter in Berlin würde ich mich gleichfalls nicht für eine Art von 'Willkommenskultur' hergeben, bei der ich am Münchener Bahnhof auf Geheiß von "Mutti Merkel" (auch so ein fürchterlich verkindlschter Ausdruck!) mit dem Fähnchen zu winken, à la: "Hell=Deutschland heißt Euch willkommen!" (O ja, egal wo Deutschland mitbombt, wir sind ja sooooo gut!)

Solidarität vor Ort bei gleichzeitiger Aufklärung & Protest gegen jenen Wahnsinn, der die Leute überhaupt erst zu Flüchtlingen machte, sind angesagt!

Was mir aber hier vollkommen auf den Wecker geht, ist die Übernahme von Diffamierungsvokabeln wie "Querfront", die mit dem historischen Hintergrund der Bezeichnung ( einem zunächst missglückten Versuch Kurt von Schleichers, 1932 durch Paktieren mit nationalbolschewistischen ADGB-Mitgliedern und dem Strasser-Flügel der NSDAP einen Staatsstreich durchzubekommen) nichts zu tun haben!

Dies ist der Kampfbegriff, mit dem die Apologeten eines totalitär gewordenen Globalisierungs-Kapitalismus, der keinen Einspruch selbst zu seinen blutigsten Erscheinungsformen mehr duldet, Friedensproteste gegen eine brandgefährliche Konfrontationspolitik totgeschlagen hat!

Wollt Ihr dazu nicht noch alle diejenigen Leser, die meinen, die Leute flüchteten vor einer expansiven US-/Nato-Politik, ein bisschen als "Verschwörungstheoretiker" beschimpfen? Ach ja, und da ja ein Kommentar in diesem Format nur eine "unterkomplexe" Analyse der weltpolitischen Lage bieten kann, kann man hier dann nicht auch noch ein klein wenig "strukturellen Antisemitsmus" reindeuten? Der Kommentar hier hat zwar nichts damit zu tun, ob irgendein Mensch auf der Welt jüdisch ist, aber sicherheitshaler kann man ja einen solchen Vorwurf einfach mal prohpylaktisch raushauen.

Ist denn nicht ein Beitrag heute außerordentlich verdächtig, wenn er nicht mindestens zehn Beschimpfungen irgendwelcher anderer Linken enthält? So als verkappte Nazis, Halbirre, Verehrer von Diktatoren? Denn wenn einer als Linker so drauf ist, nicht mindestens gegen zehn andere einen publizistischen Schauprozess im Dienste der subalternen "Mitte" zu führen, dann muss es sich doch geradezu um einen verdeckten "Neurechten" handeln.

Sorry: Wer diese hegemonialen Diffamierungstaktiken verbreitet, erledigt das Geschäft derer, die alles andere wollen als eine Verhinderung der Schönen Neuen Weltordnung - ob er es nun selbst schnallt oder auch nicht. In Zeiten, in denen es den Hegemonialkräften gefällt, die Menschen aufeinanderzuhetzen, ist es außerordentlich dämlich, sich als Linker an ihrer babylonischen Sprachverwirrung auch noch diensteifrig zu beteiligen!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.09.2015 18:45).

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