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  • Karla Kritikus

33 Beiträge seit 28.05.2021

Zur rechten Verhunzung Marxscher Theorie

Der Autor schreibt u.a.:
"In meinem Buch zeige ich an verschiedenen Beispielen, dass die Neurechten sich bei den linken Theoretikern Versatzstücke herausgreifen, von denen sie meinen, dass sie damit ihre Sehnsucht nach einer wirklichen, nicht durch wirtschaftliche Einflüsse verschmutzten Volksgemeinschaft unterfüttern können.
Aus der Kritik von Marx an einer Nutzung der Arbeitskraft im Kapitalismus, die diese ausschließlich am Maßstab der Rentabilität misst, wird bei den Neurechten ein die Gemeinschaftlichkeit des Zusammenwirkens von Kapital und Arbeit störender Prozess sinnloser Arbeitsverausgabung."

Aus einigen Stellen eines prominenten rechtslastigen Werks:

Benedikt Kaiser, Alain de Benoist, Diego Fusaro
Marx von rechts
2018

kann man studieren, wie bei rechten Vordenkern der Neuen Rechten in Bezug
auf in Rede stehenden ökonomischen Kategorien des Kapitalismus nicht ein Deut des
argumentativen Nachvollzugs der derselben bei den "Klassikern" auffindbar
ist, sondern alles Kapitalistische subsumiert ist einer vorab feststehenden
nationalmoralischen Lesart. Hier ein paar Kostproben:

Benoist und Co. gefallen sich darin, den polit-ökonomischen Inhalt des Kapitalverhältnisses um die Ecke zu bringen und entlang irgendwelcher
kapitalistischen Phänomene ein Menschenbild zu zeichnen: Bourgeoisie
steht nicht für die Klasse der Monopolbesitzer über alle gesellschaftlichen Produktionsmittel und begründet damit ein ökonomisches Erpressungsverhältnis
zu der Masse der Enteigneten, sondern für „wurzelloser“, allein an Mehrung des Wohlstands interessierter Mensch. Die Einebnung der Gegensätzlichkeiten kapitalistischer Reichtumsmehrung will hinaus auf die regelrecht
anti-polit-ökonomische Vorstellung des Bildnis von einem Mensch, der
„zuallererst ein Bedürfnis nach Gemeinschaft“ habe, also jeden Materialismus entsagende Figur – und dies auch noch als Marx‘ Einfall herbeigelogen wird. Warenaustausch ist danach nicht eine Sache, wo es auf das die Unterordnung
des Bedürftigem nach was, auf geldliche Bereicherung auf Kosten der Mittellosen ankommt, sondern wird als Verhinderung einer abstrakten Gemeinschaftlichkeit,
eben jenseits irgendwelcher materieller Anliegen behauptet. Hier ist im Grunde
bereits die Verhimmelung des Nationalen unterwegs, bei dem das individuelle
Interesse in seiner Selbstaufgabe aufgeht: als „an kollektive Identitäten
gebundener Mensch“ werde dieser erst wirklich zum Menschen. Anti-
Materialismus in Reinkultur.

Fetisch ist, wenn die „Dinge die Menschen steuern“; man frage sich, wie das
gehen soll, dass Waren ein Eigenleben führen, die Macht über die Menschen
gewinnen würden? Krass fehlgedeutet, dass mit Warenfetischismus gemeint
ist, wie wegen des privat-kapitalistischen Charakters des gesellschaftlichen Lebensprozesses in der bürgerlichen Gesellschaft die Verhältnisse versachlicht
in Form von Ware und Geld erscheinen, so die Agenten der bürgerlichen Chose
den Notwendigkeiten der so versachlichten Verhältnisse, also den Bestimmungen
des Gelderwirtschaftens folgen. Aber Hauptsache es lässt sich aus verkehrter philosophischer Umdeutung des Warenfetischismus messerschaft schließen,
dem Kapitalismus bloß nichts von Klassenherrschaft anzudichten:

„Der Tauschwert führt schließlich zum Fetischcharakter der Ware nach Marx,
der im quasireligiösen dinglichen Verhältnis des Menschen zu seinen Produkten besteht...
Die Dinge steuern nunmehr die Menschen. Doch darf man nach Marx nicht den Fehler machen, diese Form der Herrschaft als bloße Klassenherrschaft
aufzufassen...“

B’s Marx-Beschäftigung ist eine Sammelsurium von kapitalistischen Benennungen,
wo jede Absicht der Entwicklung des einen aus dem anderen nicht nur Fehlanzeige ist, sondern schlicht Absurdes sich aneinanderreiht:

„Tauschwert, also der Wert, den eine Sache erlangt, wenn sie ausgetauscht wird,
wird anhand einer reinen universalen und abstrakten Menge festgelegt. Daher
wird er mit einem Preis ausgedrückt. Damit stellt er einen Wert ohne Beziehung zu seinen besonderen Eigenschaften als Objekt dar, welche unermesslich sind. Demnach ist der Tauschwert ein Wert als solcher, der sich nur auf die Geldmenge bezieht, welche dem Preis entspricht...“
„Der Begriff des Tausches setzt selbst die Äquivalenz aller Dinge voraus. Der Austausch unterschiedlicher Dinge bedeutet, dass man sie alle auf ein neutrales, universales Äquivalent, das Geld, zurückführen kann.“

Ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, wie das Verhältnis von Tauschwert
und Geld beschaffen ist, wird hier alles eins: Tauschwert = Geldmenge, die auch
noch dasselbe sein soll wie der Preis.

„Die Substanz der Warenform nach Karl Marx ist die Arbeit. Sie besteht in einer objektivierten Form und stellt eine sozial-historische Vorstellungswelt dar, die Bestandteil gewisser sozialer Praktiken ist.“

Die Arbeit als „Substanz der Warenform“ erhält gleich dreimalig Zuschreibungen,
die nichts als dumme soziologische Kalauer sind, nicht ein Hauch von
Begrifflichkeit dessen enthält, was waren-/kapitalproduzierende Arbeit
auszeichnet: „objektivierte Form“, „sozialhistorische Vorstellungswelt“, die auch
noch „Bestandteil gewisser sozialer Praktiken“ sei, also Arbeit als Vorstellungswelt,
die garantiert nicht dem entnommen ist, was erstere als Verausgabung von Kraft
unter bürgerlichen Produktionsverhältnissen ausmacht und also solches ominöses
Etwas Praktiken bestimme oder beeinflusse, die genauso wenig näher zu fassen wären denn als gewisses Etwas.

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