Dieser Beitrag ist in vielen Aspekten eine erholsame Ausnahme, und er stellt die richtigen Fragen.
Aber auch er unterliegt der völlig selbstverständlichen Dämonisierung von Sexualität und ist damit längst nicht so sachlich, wie er zu sein vorgibt.
Denn ein "Quid pro quo" ist ja nicht zwangsläufig ein Fall von Korruption. Ein "Quid pro quo" wird erst dann zur Korruption, wenn ein verwerfliches Ziel verfolgt wird. Wenn ein Polizist von einem Mafiosi Geld erhält, um ihm Insider-Informationen zu beschaffen, sprechen wir von Korruption, weil der Polizist für eine strafbare Handlung Geld erhält.
Liegt also zwangsläufig ein Fall von Korruption vor, wenn zwei Erwachsene Menschen Sex haben? Ist es automatisch ein Fall von Korruption, wenn eine Frau Sex hat, um Vorteile zu erhalten oder Nachteile zu vermeiden?
Was ist mit geheuchelter Freundlichkeit? Mit dem gespielten Lachen über einen Witz? Mit scheinbarem Interesse an einer in Wahrheit langweiligen Erzählung? Sind das auch bereits Fälle von "Korruption", wenn dies gegenüber einer Person geschieht, von der man sich Vorteile bei der Karriere erhofft?
Oder ist Sexualität etwas so Verwerfliches, dass wir nur deshalb in der "Korruption" landen? Genau das scheint eine nicht hinterfragte Ausgangsthese des Beitrags zu sein. Wenn bei dem "Quid pro quo" die eine Seite sexuelle Gefälligkeiten liefert, MUSS es Korruption sein.
Ist es auch automatisch ein Fall von Korruption, wenn eine junge Frau einen reichen Millionär heiratet, um sich einen hohen Lebensstandard zu verschaffen? Benachteiligt sie damit die "ehrlichen" Frauen, die nur aus Liebe oder gar nicht heiraten?