jozi59 schrieb am 14. Oktober 2009 22:44
> Ach, und die eingereichten Klage von Herrn Baum wegen der Demontage
> der Grundrechte passt leider nicht so richtig in das Bild das Du
> zeichnest. Er meldet sich zu Wort und beschränkt sich eben nicht aufs
> Bücherschreiben.
Baum war ab 1972 Staatssekretär im Bundesinnenmisterium, 1978 rückte
er zum Innenminister auf. Er hat 10 Jahre lang eine Politik
maßgeblich geprägt, die zu ebender Entwicklung führte, die er - da
gebe ich Dir recht - heute offenbar bedenklich sieht. Dennoch kann
ich mich nicht erinnern, von Baum Selbstkritik bezüglich seiner
aktiven Amtszeit gehört zu haben. Vielleicht weiß er, daß er eine
maßgebliche Mitverantwortung für den - immer falschen - "Tausch" von
Freiheit gegen Sicherheit trägt. Und er meint vielleicht, diese
Schuld heute durch seine - begrüßenswerten - Wortmeldungen und
Verfassungsklagen abtragen zu können: Dem ist aber nicht so!
> An den Fehlentscheidungen von Leuten wie Baum und Co. zu Zeiten der
> RAF kann man im nachhinein leicht Kritik üben. Auf der anderen Seite
> gibt es daran auch nichts zu beschönigen. Auf jeden Fall halte ich
> sein Engagement für die Grundrechte für Überzeugender als Fischers
> Bekenntnisse zu Frieden und Freiheit.
Zu Fischer liegen wir wohl auf einer Wellenlänge.
Fischer hat, ähnlich wie Schröder in der SPD, auf seine Partei eine
dermaßen veheerende Wirkung gehabt, daß die Folgen noch gar nicht
absehbar sind.
Wenn Baum heute - zurecht und respektablerweise - Grundrechte
einfordert, dann fehlt mir ebenda der Hinweis auf seine eigene
Verstrickung. Ein Beispiel: Die Ereignisse, die mit "Celler Loch"
umschrieben werden, geschahen 1978. Angeblich ohne Kenntnis des
Bundes-Innenministeriums. Die ganze Geschichte wurde afaik erst 1986
aufgedeckt: Durch einen Jornalisten, nicht durch Sicherheitsorgane.
Zwischenzeitlich hat der Staat ebenden - selbstverübten - Anschlag
als Begründung für sein Vorgehen gegen die RAF (Debus) verwendet. Wer
über einen Funken Anstand verfügt, muß so etwas abscheulich finden.
Ob Baum es 1978 wußte, oder nicht: Warum habe ich hierzu bis heute
nichts von ihm gehört? Sind ihm eventuell Staat, Macht,
Selbstdarstellung oder Partei (..oder irgendwas anderes - Angst
vielleicht) doch wichtiger, als die vorgegebene Moral?
http://www1.ndr.de/kultur/geschichte/cellerloch100.html
"Das Schüren von Terrorangst und die gezielte Desinformation der
Bevölkerung führten dazu, dass man künftig nicht mehr wisse, "welche
Anschläge von Terroristen und welche vom Staat zu verantworten sind",
urteilt der damalige Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags
Jürgen Trittin."
> Ach, und die eingereichten Klage von Herrn Baum wegen der Demontage
> der Grundrechte passt leider nicht so richtig in das Bild das Du
> zeichnest. Er meldet sich zu Wort und beschränkt sich eben nicht aufs
> Bücherschreiben.
Baum war ab 1972 Staatssekretär im Bundesinnenmisterium, 1978 rückte
er zum Innenminister auf. Er hat 10 Jahre lang eine Politik
maßgeblich geprägt, die zu ebender Entwicklung führte, die er - da
gebe ich Dir recht - heute offenbar bedenklich sieht. Dennoch kann
ich mich nicht erinnern, von Baum Selbstkritik bezüglich seiner
aktiven Amtszeit gehört zu haben. Vielleicht weiß er, daß er eine
maßgebliche Mitverantwortung für den - immer falschen - "Tausch" von
Freiheit gegen Sicherheit trägt. Und er meint vielleicht, diese
Schuld heute durch seine - begrüßenswerten - Wortmeldungen und
Verfassungsklagen abtragen zu können: Dem ist aber nicht so!
> An den Fehlentscheidungen von Leuten wie Baum und Co. zu Zeiten der
> RAF kann man im nachhinein leicht Kritik üben. Auf der anderen Seite
> gibt es daran auch nichts zu beschönigen. Auf jeden Fall halte ich
> sein Engagement für die Grundrechte für Überzeugender als Fischers
> Bekenntnisse zu Frieden und Freiheit.
Zu Fischer liegen wir wohl auf einer Wellenlänge.
Fischer hat, ähnlich wie Schröder in der SPD, auf seine Partei eine
dermaßen veheerende Wirkung gehabt, daß die Folgen noch gar nicht
absehbar sind.
Wenn Baum heute - zurecht und respektablerweise - Grundrechte
einfordert, dann fehlt mir ebenda der Hinweis auf seine eigene
Verstrickung. Ein Beispiel: Die Ereignisse, die mit "Celler Loch"
umschrieben werden, geschahen 1978. Angeblich ohne Kenntnis des
Bundes-Innenministeriums. Die ganze Geschichte wurde afaik erst 1986
aufgedeckt: Durch einen Jornalisten, nicht durch Sicherheitsorgane.
Zwischenzeitlich hat der Staat ebenden - selbstverübten - Anschlag
als Begründung für sein Vorgehen gegen die RAF (Debus) verwendet. Wer
über einen Funken Anstand verfügt, muß so etwas abscheulich finden.
Ob Baum es 1978 wußte, oder nicht: Warum habe ich hierzu bis heute
nichts von ihm gehört? Sind ihm eventuell Staat, Macht,
Selbstdarstellung oder Partei (..oder irgendwas anderes - Angst
vielleicht) doch wichtiger, als die vorgegebene Moral?
http://www1.ndr.de/kultur/geschichte/cellerloch100.html
"Das Schüren von Terrorangst und die gezielte Desinformation der
Bevölkerung führten dazu, dass man künftig nicht mehr wisse, "welche
Anschläge von Terroristen und welche vom Staat zu verantworten sind",
urteilt der damalige Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags
Jürgen Trittin."