Das ist nicht so empörend, weil es zum Großteil stimmt. Natürlich von Spahn überspitzt.
"Die Formulierung 'Pandemie der Ungeimpften' ist etwas überspitzt, weil sie suggeriert, dass sich nur Ungeimpfte anstecken", sagt der Virologe Martin Stürmer. Das stimme so nicht. "Es haben sich ja auch immer wieder Geimpfte angesteckt. Natürlich nicht in dem Ausmaß wie Ungeimpfte, aber es hat natürlich den falschen Eindruck erweckt, dass die Ungeimpften die absoluten Pandemietreiber sind."
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Die geschätzte Impfeffektivität lag demnach für diesen Zeitraum dennoch bei etwa 73 Prozent in dieser Altersgruppe und auch bei den 18-59-Jährigen. Der Schutz vor einer Hospitalisierung lag bei mehr als 80 Prozent für beide Altersgruppen, der Schutz vor einer Behandlung auf der Intensivstation bei 90 Prozent. Das RKI schätzte die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Bevölkerung zu dem Zeitpunkt daher insgesamt als sehr hoch ein. Für vollständig Geimpfte wurde die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt.
Zahlen des DIVI-Intensivregisters zeigen, dass Ungeimpfte im Winter 2021 die Mehrheit aller Covid-19-Fälle auf Intensivstationen ausmachten.Auf Anfrage teilt das RKI mit, dass die Formulierung "Pandemie der Ungeimpften" nicht vom Institut stamme. Allerdings hätten die verfügbaren Daten und Studien zum damaligen Zeitpunkt gezeigt, dass die Impfung einen hohen Schutz insbesondere vor schwerer Covid-19-Erkrankung biete und zudem in einem gewissen Ausmaß auch die Übertragung reduziere. "Daraus folgt, dass Ungeimpfte signifikant häufiger schwere Krankheitsverläufe entwickelten und überproportional häufiger auf Intensivstation behandelt werden mussten als Geimpfte, und darüber hinaus auch mehr zur Virus-Transmission in der Bevölkerung beitrugen."
Da die Impfung aber das Risiko einer Transmission nur reduziert habe, habe das RKI immer wieder betont, dass sich auch Geimpfte weiter an die AHA+L-Regeln halten sollten. Es sei aber genauso klar, dass eine höhere Impfquote zu jenem Zeitpunkt noch besser gewesen wäre, insbesondere um das primäre Impfziel zu erreichen, nämlich die Verhinderung schwerer Covid-19 Erkrankungen in der Bevölkerung und die Überlastung des Gesundheitssystems.