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  • Alex Riemenschneider

mehr als 1000 Beiträge seit 02.06.2019

Re: Dann schauen wir uns mal auf die Finger

hneu_1 schrieb am 14.04.2023 18:48:

Es gibt keine prorussischen Positionen. Vielmehr wird der illegale Charakter des russischen Krieges gegen die Ukraine immer wieder benannt.

„Immer wieder“ zu Beginn eines Artikels kurz in einem Nebensatz, um dann den Rest des Artikels den russischen Einmarsch in die Ukraine mit der angeblichen Schuld des Westens/der NATO/der transatlantischen Weltverschwörung zu rechtfertigen.

Nur ein paar schnell gefundene Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Ich habe den Einmarsch Russlands in die Ukraine von Anfang an verurteilt, aber seitdem habe ich auch darauf hingewiesen, dass die USA Moskau aktiv in diesen Konflikt hineingezogen haben, um Russland zu schwächen und China einzudämmen.

https://www.telepolis.de/features/Das-US-Imperium-und-die-Komplizenschaft-der-Intellektuellen-8515415.html

Die Tatsache, dass der Krieg gegen die Ukraine ein Kriegsverbrechen und schwerwiegender Verstoß gegen die Völkerrechtsordnung ist, genügte, die Vorgeschichte für unbedeutend zu erklären und zu entsorgen.

https://www.telepolis.de/features/Zeitenwende-Zeitenwende-7543701.html

Hier habe ich mich kritisch mit dem herrschenden Narrativ über diesen Krieg auseinandergesetzt, dem wir Tag für Tag über unsere Leitmedien ausgesetzt sind. Das lautet etwa so:

Im Februar letzten Jahres hat der böse Putin hinterhältig und unprovoziert die friedliche Ukraine überfallen, weil er sie erobern und wieder das alte sowjetische Imperium errichten will. Dem treten wir, die Guten, die USA und die Nato-Staaten, entschieden entgegen, indem wir die Ukraine mit immer mehr schweren Waffen unterstützen und gegen Russland weitere einschneidende Sanktionen verhängen.

In meinen Artikeln zeige ich dagegen, gestützt auf Informationen und Argumenten aus Beiträgen von herausragenden US-Politikwissenschaftlern wie John Mearsheimer, die z. B. seit 2015 in zum Teil millionenfach geteilten Video-Vorträgen bei Youtube aufzurufen sind, dass es sich bei dieser herrschenden Erzählung über den Ukraine-Konflikt in unseren Leitmedien meist nicht um seriösen Journalismus, sondern um eine grob verzerrte Darstellung und damit um Propaganda handelt.

In Wirklichkeit sei – so Mearsheimer – der jetzt ausgebrochene Ukraine-Krieg vor allem ein seit Langem vorbereiteter Stellvertreter-Krieg zwischen den USA und Russland um geopolitische Interessen, mit den Ukrainern auf dem Schlachtfeld. Denn die USA und der Westen verfolgen spätestens seit dem Nato-Gipfel 2008 das erklärte Ziel, die Ukraine in die Nato aufzunehmen.

Und das entgegen vielfach gemachten eindeutigen Versicherungen von maßgeblichen westlichen Politikern gegenüber Gorbatschow bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung 1990/91, dass sich die Nato keinen "Inch" über die deutschen Grenzen hinaus weiter nach Osten ausdehnen würde, und trotz vieler Warnungen aus Moskau in der Zeit danach, dass damit eine breite rote Linie überschritten werde.

Mearsheimer sagt, das Ziel der USA sei, ein weiteres antirussisches Bollwerk an den russischen Grenzen zu errichten, um Russland als rivalisierende Großmacht zu schwächen oder ganz auszuschalten. In Russland dagegen werde das Umsetzen dieses Ziels als eine existenzielle Bedrohung wahrgenommen, die die russische Führung nicht hinnehmen will.

https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-Warum-wir-den-Aufstand-fuer-den-Frieden-brauchen-7533383.html

Nicht 2022, sondern 2014 begann der Krieg mit einem von den USA unterstützten Staatscoup. Doch US-Propaganda und europäisches Schweigen verdecken die Fakten.

https://www.telepolis.de/features/Wider-die-Luegen-Der-neunte-Jahrestag-des-Ukraine-Krieges-7533705.html

In der Ukraine wird die Schlacht um die globale Kontrolle ausgefochten. Aber darüber wird nicht gesprochen, weil angeblich der Westen nur auf Russland reagiert und die Ukraine schützen will. Jetzt ist man immerhin schon so weit, dass es nicht um einen Waffenstillstand oder Friedensverhandlungen geht, sondern um einen nicht näher ausformulierten "Sieg" der Ukraine als Handlanger der westlichen Interessen, die eine multipolare Welt zugunsten einer amerikanischen Vorherrschaft bekämpfen.

https://www.telepolis.de/features/Beim-Ukraine-Krieg-geht-es-nicht-um-die-Ukraine-7069677.html?seite=3

Russlands Ukraine-Krieg ist illegal, aber für die seit 2014 andauernde und immer bedrohlicher werdende Ukraine-Krise ist der Westen verantwortlich, sagt der renommierte US-Politologe John Mearsheimer von der Universität Chicago. Ähnlich hatte ich in meinem Telepolis-Artikel "Ukraine-Krise als "umgekehrte Kuba-Krise" argumentiert.

https://www.telepolis.de/features/im-Grunde-ein-Krieg-zwischen-den-USA-und-Russland-7064117.html

Dennoch: Die Freiheit, für sich zu entscheiden, wann es das jus ad bellum nach Artikel 51 der UN-Charta in Anspruch nimmt, die hat sich Russland nicht nehmen lassen. So eben auch nicht in der für es existenziell empfundenen Ukraine-Frage angesichts seiner strategischen Einkreisung durch die Nato unter US-Führerschaft.

https://www.telepolis.de/features/Die-Kriegsschuldfrage-und-die-Frage-nach-den-Kriegsverbrechen-sind-laengst-geloest-6677197.html

Es fällt schon auf, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Artikel kritiklos die russische Propaganda zu den Kriegsgründen übernommen und nachgebetet wird. Die wenigen Artikel, die eine andere Position ernsthaft vertreten wirken dadurch nur wie Feigenblätter. Aber immerhin ermöglichen diese paar Artikel Ihnen, den Vorwurf „prorussischer Positionen“ zurückzuweisen, ohne direkt die Unwahrheit schreiben zu müssen.

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