Die Lieferung weitreichender Waffen durch die Nato-Staaten und die Erlaubnis, diese tief in Russland einzusetzen, ist keine Frage der Interpretation des Völkerrechts.
Die entsprechenden Argumentationen richten sich nur an das jeweilige Heimatpublikum, um der eigentlichen Diskussion aus dem Wege zu gehen: Der nach den Risiken.
Die Ukraine verbessert durch die Lieferungen ihre Position. Zum einen direkt, indem sie mehr militärische Möglichkeiten erhält, zum anderen indirekt, indem sie auf einen direkten Kriegseintritt der Nato hoffen darf, die wohl einzige Chance, die durch Russland besetzten Gebiete militärisch zurückzuerlangen. Ich selbst halte selbst das für illusorisch, da ein Eintritt der Nato mit ziemlicher Sicherheit nicht konventionell beantwortet würde.
Für die Nato und Russland stellt sich allerdings die Frage gänzlich anders.
Putin wird innerhalb seines Machtzirkels unter Druck gesetzt, gegen die Nato adäquat vorzugehen. Nur viele Möglichkeiten gibt es da nicht, beispielsweise Stellvertreterkriege woanders anzuheizen.
Bleibt also nur die atomare Möglichkeit, auf die das Ganze mehr oder weniger ohnehin zusteuert.
Die Nato-Staaten erhöhen das Risiko schrittweise, in dem scheinbaren Glauben, dass schon nichts passieren wird, weil ja bisher nichts passiert ist.
Risiko bedeutet Schadenshöhe multipliziert mit Eintrittswahrscheinlichkeit.
Das Risiko eines Atomschlags wird durch Angriffe mit westlichen Waffen tief in Russland signifikant erhöht. Der Schaden wäre unermesslich.
Was würde wohl bei einem Einsatz auch nur einer einzigen taktischen Atombombe passieren?
Niemand weiß es, aber als sehr wahrscheinlich dürften Flüchtlingsströme gelten, die internationalen Börsen würden in den Keller rauschen.
Die Welt wäre sofort eine andere.
Die für mich alles entscheidende Frage lautet also, weshalb der Westen die Risiken erhöht.
Glauben unsere und die Politiker der Partner tatsächlich, dass sich Russland so besiegen lässt, also seine Truppen aus der Ukraine zurückzieht?
Was ist unser Gewinn dabei? Die Freiheit der Ukraine zu verteidigen, die uns in anderen Teilen der Welt mal so gar nicht interessiert?
Zu beweisen, wer das Sagen hat und die Regionalmacht Russland in die Schranken zu weisen?
Für mich steht jedenfalls außer Frage, dass die Brinkmanship-Strategie des Westens nur nach hinten losgehen kann. Wenn Putin nicht einknickt, dann ist die Ka*ke aber mal so richtig am Dampfen. Bei uns.
Und da ist es dann kein Trost, dass auch Russlands Existenz enden könnte. Zusammen mit unserer eigenen.