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Avatar von Flake

mehr als 1000 Beiträge seit 05.06.2007

Re: Sehr wohl ein Bündnisfall

respicefinem schrieb am 16.11.2022 15:26:

Capeta schrieb am 16.11.2022 14:52:

Ein Natomitglied (Polen) wurde doch von einem Nichtmitglied (Ukraine) angegriffen um einen multinationalen Konflikt zu provozieren.

Aber klar... abhören unter Freunden das geht gar nicht.

Es ging eigentlich auch gestern niemand davon aus, dass Russland Polen (in Gestalt eines Getreidespeichers) "angegriffen" hat.

Niemand? Hast Du den Artikel nicht gelesen. Hier noch einmal der Link zum mächtigsten Blatt, dass von jedem anständigen Arbeiter während der Frühstückspause verinnerlicht wird:
https://www.bild.de/politik/kolumnen/kolumne/kommentar-vom-bild-chefredakteur-putin-spielt-mit-dem-weltkrieg-81956188.bild.html

Es gibt allerdings durchaus einen Unterschied, ob eine russische Angriffsrakete (fehlgeleitet) in Polen einschlägt, oder ob eine ukrainische Rakete beim Versuch, an der Grenze zu Polen eine angreifende russische Rakete (die sich notwendigerweise im unmittelbaren Grenzgebiet befunden haben muss) abzuwehren, explodiert und ihre Trümmer auf polnischen Gebiet landen.

Das macht eben keinen Unterschied. Das Hantieren mit Waffen ist immer gefährlich. Sie sind außerdem auch nur Produkte aus der industriellen Massenfertigung, mit den damit verbundenen Ausfall- und Fehlerwahrscheinlichkeiten. Nur, dass ein Fehler in einer Rakete oder Granate schwerwiegendere Folgen hat, als der in einem Handy.
Darum braucht man nur zu warten, bis ein solcher Fall eintritt, und jetzt ist es eben soweit. Wie viele Ukrainer durch technisches Versagen der eigenen Waffen, Bedienfehler und Fehlinterpretationen ums Leben gekommen sind interessiert doch auch keinen wirklich. Weil es ganz normal ist, unvermeidlich.
Oder man könnte auch so argumentieren: wenn es die Ukrainer nicht schaffen, ihre Waffen auf den Feind zu richten, und statt dessen Zivilisten 10 km hinter der Grenze des Nachbarlandes treffen, dann könnte man das als Kriegsverbrechen interpretieren. Kein Land hat das Recht ein anderes mit Waffen anzugreifen, auch nicht unbeabsichtigt. Oder man behandelt den Vorfall schlicht als ein Unglück.
In beiden Fällen, die Du aufzeigst, ist keine böse Absicht dahinter. Technik hat versagt, wurde falsch bedient oder falsch eingesetzt, das ist alles.

Die Aggression geht von Russland aus. Immerhin war u.a. Lemberg gestern das Ziel vieler russischer Raketen, welche die zivile Infrastruktur der Stadt zerstören sollten, was angesichts des nahen Winters in jedem Fall ein Kriegsverbrechen ist. So steht es in der Genfer Konvention.

Und bevor jetzt wieder die Whatabouter aufschlagen: Es ist immer ein Kriegsverbrechen, egal wer es begeht.

Da muss ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Nur ist diese Konvention, bzw. deren Nachfolgevereinbarungen, ziemlich dehnbar auslegbar, vor allem, was die Beziehung zivil vs. militärisch betrifft.
So darf eine Menschenmenge aus Zivilisten, in der sich ein paar Soldaten befinden, nicht bekämpft werden, gleichzeitig ist es Soldaten nicht erlaubt unter Zivilisten Schutz zu suchen, weil sie damit die Zivilisten zu legitimen Zielen machen. Da ist ständig die Rede von "angemessen", "nicht mit anderen Mitteln erreichbar", "militärisch alternativlos", usw. Es ist einfach, sich das gewünschten Resultat herbeizuargumentieren:

https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/humanitaeres-voelkerrecht

Darum ist ein Krieg nie gerecht und muss, wenn er sich nicht schon verhindern ließ, doch zumindest so schnell wie möglich beendet werden.
Vielleicht hilft dieser Vorfall auch, mal kurz innezuhalten, denn die beiden Opfer hatten mit diesem ganzen Mist wirklich überhaupt nichts am Hut. Es könnte jeden von uns erwischen, wenn das so weitergeht.

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