Das ist jetzt schön gesagt, und da kann man nur sagen... das geht auch von der anderen Seite her. Denken wir es uns jetzt einfach mal durch und nehmen an, ich bin jetzt eine junge Frau in ihren mittleren zwanziger oder vielleicht sogar dreißiger Jahren.Ich sehe durchschnittlich gut aus, kleide mich schick und so weiter.
Ich gehe jetzt auf ein Rammstein-Konzert.
Nun wird mir plötzlich aus heiterem Himmel gesagt: "Hey, der Herr Lindemann möchte dich in der ersten Reihe sehen", und ich sehe, dass ich mit 30 anderen attraktiven jungen Frauen in die erste Reihe darf, kein einziger junger Mann, die müssen alle hinten bleiben. Ich gehe davon aus, dass jedes intelligente Mädchen bemerken würde: "Ich wurde jetzt nicht wirklich ausgewählt, weil ich ein Superfan bin." Das sollte einem auffallen, wenn man so privilegiert ist. Ich werfe einen Blick nach rechts und denke für mich, dass es keine einzige etwas heftigere Dame gibt. Aber nun gut, da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Auf Konzerten kommt so etwas vor.
Ich nehme jetzt an, wenn man dann backstage geht, weiß man ganz genau, dass das nicht normal ist. Da ist nichts mit einmal Händeschütteln und "War 'ne tolle Show, Respekt". Da ist mehr dahinter. Natürlich kann man ablehnen und sagen: "Nein danke, ich gehe lieber." Aber okay, man kann auch betrunken sein, das soll vorkommen auf Konzerten.
Wenn man dann Backstage angeboten bekommt, etwas zu trinken, gerate ich ins Stocken. Als Jugendliche wurde mir bereits gesagt, dass ich nichts trinken soll, was ich nicht gesehen habe, wie es geöffnet wurde. Das ist schon gute 20 Jahre her. Aber gut, ich sage mal, kann passieren, man vergisst so etwas halt.
Dann nehmen wir an, Rammstein kommt herein und die Menge tobt, Küsse auf die Wangen, Fotos usw. Da kann man schon mal vergessen, dass die Coladose offen steht oder dass der Vodka etwas zu lange unbeobachtet steht.
Ich gehe davon aus, dass ein 60 Jahre alter Mann nicht mehr so schnell ist wie ein junges Mädchen. Das ist einfach so, also bestand die Möglichkeit. Man weiß, wo die Tür ist und könnte sagen: "Lass mich raus, oder ich schreie!" Oder man bekommt zur Antwort: "Nein danke, ich kann Ihnen eine Krankenschwester rufen, wenn Sie sich nicht wohlfühlen." "Oh mein Gott, Sicherheitsdienst, dem Herrn Lindemann geht es nicht gut, er hat seine Hose fallen lassen. Kann jemand einen Arzt rufen?" Das ist durchaus möglich. Da denkt nicht jeder mit.
Nur setzt voraus, dass hier etwas passiert ist.
- Alle Mädchen und Frauen, die anwesend waren, müssen absolut nichts bemerkt haben. Von allen Gästen, die backstage waren, hat keine einzige Dame etwas bemerkt, dass jemand zusammengebrochen ist. Keine von ihnen sagt ein Wort. Ich traue mich zu behaupten, dass es sicherlich zwei oder drei eifersüchtige Frauen gibt, die so etwas witzig finden würden, aber KEINE einzige Frau sagt auch nur ein Wort. Ich würde sagen, klar, wenn da zehn aufgedonnerte Mädchen sind, dann ist mit Sicherheit eine dabei, die nichts sagt... Aber mehr als zehn? Keine einzige Solidarität zwischen Frauen? Ich gehe einen Schritt weiter. Ich gebe den anderen Besuchern der ersten Reihe zu, dass sie nicht alle schlecht waren. Einige vielleicht, aber nicht alle. Wenn ich dort hingehe und bemerke, dass eine Frau umkippt, dann habe ich genug Solidarität, um zu helfen.
Nehmen wir nun an, die Dame hat es bemerkt und ist zuvor geflüchtet. Ihr wurden gerade K.-o.-Tropfen verabreicht oder ähnliches. Dann würde ich doch von Anfang an sagen: "Das kommt mir gelegen. Die wurden mir sicher nicht zufällig beigemischt. Krankenhaus, Arzt, Magen auspumpen usw." Das wäre ein großer Zahltag, wenn sich das bewahrheitet. Aber das ist nicht geschehen. Sie ist nicht einmal am nächsten Tag zur Polizei gegangen und hat Anzeige erstattet. Schon merkwürdig.
Das Ganze kommt dann erst viele Tage später ans Licht, und wo liegt die Beschwerde? Nicht etwa bei den Damen, die mit einem lachenden Auge sowas erst ermöglicht hätten. Nein, nein, die sind fein raus. Ich sage das jetzt nur als Mann, wenn ich zu einer Lesung von Alice Schwarzer gehe, backstage eingeladen werde und ohne meine Hose aufwache... Da kannst du sicher sein, dass mein erster Weg zum Arzt führt und der zweite zur Polizei, um Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu erstatten, und zwar gegen alle Personen im Backstage-Bereich, vom Sicherheitsdienst bis zur Putzfrau... Ist das nicht passiert?
Jetzt stelle ich einfach mal fest, dass ich die individuellen Vorlieben nicht kenne. Ich weiß nicht, ob an einem 60-jährigen Rock-Opa noch genug ist, was eine Frau attraktiv finden könnte, aber solche Dinge soll es geben. Sage ich nichts gegen. Wenn jemand durch die Reihen geht und die jungen Mädchen fragt: "Sag mal, der Herr Lindemann, möchtest du nicht...?", habe ich absolut nichts dagegen. Das soll jeder für sich haben, wie es ihm gefällt. Mir steht kein Urteil darüber zu. Nur wenn es dann so weit geht, dass der Hauptgrund für die Vorverurteilung anscheinend ist: "Rock Greis hat Verkehr mit jungen blutjungen Partymädchen", dann kann ich dem nicht folgen, denn das würde bedeuten, dass ich der Dame ihre weibliche Selbstbestimmung abspreche, den Herrn Lindemann attraktiv zu finden, und dem Herrn Lindemann abspreche, trotz seines Alters immer noch in der Lage zu sein, von 20-Jährigen attraktiv gefunden zu werden. Einfach mal mit anderen 60-jährigen Rentnern sprechen, das gibt es nicht so oft.
Aber so zu tun, als ob so etwas unmöglich ist? Und vollkommen moralisch verwerflich?
Wenn das eine berechtigte Frage ist, kommen auch Fragen auf wie oben, wo man sich doch etwas wundert. Und da passt es gut, dass alles über Anwälte läuft und den rechtlichen Weg einschlägt. Denn wenn der Rechtsweg eingeschlagen ist, zählt nichts mehr von wegen: "Ja, aber warum haben seine Bandkollegen nicht sofort geschworen, dass es unwahr war?"
Dann darf man auch solche Fragen stellen wie: "Und kein anderer Backstage-Partygast hat geholfen? Nicht ein einziger? Und monatelang herrschte Stille, erst durch einen Podcast kommt so etwas ans Licht?"
Es ist schön, wenn wir uns Vorverurteilungen ersparen und abwarten, wie es vor Gericht aussieht. Das hat irgendwie etwas für sich.
Da hat jemand bemerkt, dass Aussagen im Internet nichts bewirken, während Aussagen vor Gericht durchaus Bedeutung haben. Wenn man allem im Internet glaubt, habe ich hier eine schöne Flat-Earth-Theorie, und da gab es auch mal einen Präsidenten namens Trump, und eine Frau hat sogar von Lasern im Weltall gesprochen.
Denn entgegen der landläufigen Meinung sind Menschen im Internet nicht immer in der Lage, nur die Wahrheit zu sagen. Und einige machen es nur der Aufmerksamkeit wegen.